Test der Robo-Advisor geht in die sechste Runde
Wie performen die digitalen Vermögensverwalter in Zeiten von Marktturbulenzen und immer neuen Krisenmeldungen? Dieser Frage ist das Wirtschaftsmagazin Capital in seinem großen Robo-Advisor-Test nachgegangen. Zum sechsten Mal ermittelte das Institut für Vermögensaufbau (IVA) die besten digitalen Vermögensverwalter auf dem deutschen Markt. Dabei waren drei Kriterien ausschlaggebend: erstens, wie passgenau die Robo-Advisor das Profil ihrer Kunden erfassen, um darauf aufbauend ein Anlageprofil zu erstellen. Zweitens untersuchten sie, wie gut die Robos performen und wie verlustgeschützt sie das Geld anlegen. Und drittens, welchen Service die Menschen hinter den Robotern bieten. Elf von 40 Anbieter konnten die Bestnote mit fünf Sternen erreichen. Gesamtsieger der Auswertung wurde Bevestor, der Robo-Advisor der Dekabank.
Aktive Robo-Advisor können punkten
Eine Gruppe konnte laut Capital mit den Turbulenzen, die seit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine die Kapitalmärkte erfasst haben, besonders gut umgehen: aktive Robo-Advisor. Dazu zählen der Sieger Bevestor, aber auch Whitebox oder Smavesto von der Bremer Sparkasse. Sie punkteten trotz der volatilen Lage mit gewinnbringenden Investitionen und einer hohen Rendite. „Die Taktik der Aktiven scheint sich gerade bei den schwierigen Märkten auszuzahlen“, sagt IVA-Vorstand Christian Apelt. Ein aktives Management könne helfen, um die Zusammensetzung des Portfolios den Umständen entsprechend anzupassen. Ob aktiv oder passiv – grundsätzlich verfolgen die meisten Robo-Advisor das Ziel, ein möglichst robustes Portfolio zu verwalten. Bevestor zum Beispiel habe trotz Kriegsausbruch bisher noch nichts ändern müssen, heißt es in der Capital-Studie weiter.
Die Produktauswahl wird größer
Eine weitere Erkenntnis des großangelegten Tests: Das Spektrum an Produkten wird immer größer, Kunden können zwischen immer mehr Anlagestrategien wählen. Außerdem sinkt die Mindestsumme, die man für ein Investment einsetzen muss; bei einigen Robos können Neulinge schon mit 25 Euro einsteigen. Das soll vor allem junge Kunden überzeugen, die möglicherweise nicht gleich am Anfang viel anlegen können.
Mega-Trend Nachhaltigkeit
Voll im Trend liegt zudem alles, was mit Nachhaltigkeit zu tun hat. 72 Prozent der Anbieter integrieren ESG-Nachhaltigkeitskriterien inzwischen in ihren Investmentprozess, also Fragen nach ökologischer und sozialer Verantwortung sowie guter Unternehmensführung (Environmental, Social, Governance). Manche bieten heute eine eigene ESG-Produktlinie, andere sogar nur noch nachhaltige Portfolios an – 2021 taten das erst 56 Prozent, 2020 nur 35 Prozent. So hat etwa der Marktführer Scalable Capital sein ESG-Portfolio mittlerweile zur Standard-Produktlinie erkoren. „Neukunden steigen mit dem ESG-Produkt ein“, zitiert Capital eine Scalable-Sprecherin.
Und wie steht es bei den Robos selbst mit ESG? Im Geschäftsalltag der digitalen Vermögensverwalter läuft noch nicht alles rund bei den Themen Nachhaltigkeit und Gleichstellung. Die Szene ist nach wie vor männlich geprägt – sowohl auf Management- als auch auf Kundenseite. „Viele Anbieter haben Schwierigkeiten, Frauen als Mitarbeiterinnen zu finden“, sagt Apelt vom IVA. Beim Zweitplatzierten Quirion sind immerhin drei von sieben Portfolioverantwortlichen Frauen. Eine Quote von 100 Prozent – und das auch noch im Management – schafft dagegen nur das Freiburger Fintech Whitebox mit seiner Geschäftsführerin Salome Preiswerk.
Die besten Robo-Advisor 2022:
- Bevestor (5 Sterne)
- Quirion (5 Sterne)
- Ginmon (5 Sterne)
- Savity (5 Sterne)
- Solidvest (5 Sterne)
- Whitebox (5 Sterne)
- Zeedin (5 Sterne)
- Cominvest (5 Sterne)
- Liqid (5 Sterne)
- Growney (4 Sterne)
Die besten jungen Robo-Advisor, die noch keine 2-Jahres-Performance aufweisen:
- Gerd Kommer Capital (5 Sterne)
- Laik (5 Sterne)
- My-si (4 Sterne)
- Vanguard Invest (4 Sterne)
- Triodos Impact Portfolio (4 Sterne)