Das ist ein Robo-Advisor
Ein Robo-Advisor ist ein digitaler Vermögensverwalter, der das Geld von Kunden mithilfe einer Software in Wertpapieren (wie Indexfonds, ETFs) anlegt. Diese digitalen Anlagehelfer schlagen Kunden ein Wertpapier-Portfolio vor, eröffnen und verwalten das Wertpapierdepot und kaufen und verkaufen die Wertpapiere für den Kunden.
Kurzum: Robo-Advisor bieten einfachen, transparenten und kostengünstigen Zugang zum Kapitalmarkt. Dieser Service ist natürlich nicht umsonst. Bei einem guten Anbieter liegen die Gesamtkosten unter einem Prozent der Anlagesumme pro Jahr. Generell sind Robo-Advisor für Anleger gedacht, die sich nicht selbst um ihre Geldanlage kümmern wollen.
So läuft eine Kontoeröffnung ab
Bevor der Kunde dem Robo-Advisor Geld übertragen kann, muss er Fragen zum finanziellen Hintergrund und zur Risikofreude beantworten.
Im ersten Schritt wird der Risikotyp bestimmt. Dafür müssen Anleger zumeist einen mehrteiligen Fragebogen ausfüllen, wo unter anderem Angaben zum Vermögen gemacht werden. Zudem wird abgefragt, wie hoch zwischenzeitliche Verluste ausfallen dürfen.
Im nächsten Schritt werden Anlageklassen ausgesucht. Aus dem Risikotyp leitet der Robo-Advisor ab, welche Anlageklassen sich für das Kundenprofil am Besten eignet. Zu Anlageklassen zählen zum Beispiel Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Immobilien. Dabei gilt: Kunden, die mehr Verlustrisiko einzugehen bereit sind, erhalten in der Regel ein Portfolio, das zum Großteil aus Aktienfonds besteht. Wer weniger risikofreudig ist, bekommt mehr Anleihen dazu.
Zum Schluss kommt noch die technische Umsetzung. Stimmt der Kunde der Aufteilung seines Geldes auf die Anlageklassen zu, setzt der Robo-Advisor das Portfolio technisch für Sparer um. Das heißt: Die Anlagenhelfer eröffnen ein Depot für den Kunden, suchen günstige Aktienfonds (ETFs) heraus und kaufen und verkaufen diese. Bei ETFs handelt es sich um Fonds, die Aktien und Anleiheindizes sowie teilweise Rohstoff- und Immobilienindizes einfach nachbauen.
Um die Anmeldung abzuschließen, muss sich der Kunde legitimieren. Das funktioniert entweder über den klassischen Weg in der Postfiliale (Post-Ident) oder per online Video-Ident. Zwischen der Registrierung und dem Zeitpunkt, an dem der Kunde sein Geld tatsächlich investieren kann, liegen in der Regel nur wenige Tage.
Um nach erfolgreicher Registrierung Geld anzulegen, überweisen Anleger den gewünschten Betrag von einem festgelegten Girokonto (Referenzkonto) auf das Verrechnungskonto des digitalen Anlagehelfers. Alternativ können Kunden auch ein Lastschriftmandat erteilen. Der Robo-Advisor bucht dann den gewünschten Anlagebetrag vom Referenzkonto ab.
White-Label-Kooperationen als neuer Trend im Bankengeschäft
Mit einem Robo-Advisor können insbesondere technisch affine Kunden gewonnen werden, die bisher eine klassische Anlageberatung in der Filiale abgelehnt haben. Da es für Banken aber schwierig, teuer und zeitintensiv ist, die notwendige Technologie selbst zu bauen, gehen sie sogenannte White-Label-Kooperationen ein. Das heißt: Start-ups stellen Banken ihre Technologie zur Verfügung, halten sich bei der Kundenbetreuung aber im Hintergrund.
DARAN ERKENNEN SIE EINEN GUTEN ROBO-ADVISOR
Robo-Advisor sprießen mittlerweile wie Pilze aus dem Boden. Da wird es für viele Anleger immer schwieriger, einen guten Anlagehelfer zu erkennen. Fünf Kriterien spielen dabei eine wichtige Rolle:
Benutzerfreundlichkeit
Ein guter Robo-Advisor bereitet die Komplexität des Marktgeschehens übersichtlich auf und nimmt den Kunden eine Vielzahl zeitintensiver Arbeiten ab.
Individualisierbare Strategie
Ein guter Robo-Advisor unterbreitet seinen Kunden ein individualisierbares Angebot und hilft dabei, die für den Kunden passende Anlagestrategie zu finden. Im Idealfall bietet der Advisor den Kunden auch die Möglichkeit, verschiedene Strategien in seinem Portfolio zu kombinieren – beispielsweise eine offensive Strategie mit hohem Aktienanteil mit einer defensiveren, die verstärkt auf Anleihen setzt.
Produktqualität
Ein guter Robo-Advisor hält zwei wichtige Kriterien ein: Zum einen ein regelmäßiges Rebalancing, zum anderen die proaktive Überprüfung der Anlageprodukte. Rebalancing stellt sicher, dass die Anlagestrategie immer wieder auf die Wünsche des Kunden abgestimmt wird. Zudem sollte der Robo-Advisor die Produktentwicklungen am Markt genau verfolgen und gegebenenfalls proaktiv auf den Kunden zugehen, wenn es sich lohnt, einzelne Fonds auszutauschen.
Passive Anlagestrategie
Ein guter Robo-Advisor will kostengünstig und transparent investieren. Dazu passt eine Anlagestrategie, die sich auf eine Kombination passiver Produkte stützt. Börsennotierte Indexfonds (ETFs) bilden den Markt auf passive Weise ab. Solch ein Ansatz erbringt oftmals langfristig nicht nur bessere Renditen, er senkt auch den Verwaltungsaufwand. Kombiniert ein Robo-Advisor mehrere ETFs, kann die Anlagestrategie über verschiedene Anlageklassen und Märkte diversifiziert und zugleich an die Bedürfnisse des Kunden angepasst werden – vor allem hinsichtlich Risikobereitschaft und Renditeerwartung.
Sicherheit
Ein guter Robo-Advisor sollte den höchsten Ansprüchen an Datensicherheit genügen. Das gilt sowohl für die Kommunikation mit dem Kunden als auch für die IT-Infrastruktur im Hintergrund. Letztere sollte sich optimaler Weise auf deutschen Servern befinden.
Robo-Advisor-Test Capital
Im großen Robo-Advisor-Test des Magazins Capital konnte eine Gruppe der Robo-Advisor mit den Turbulenzen, die seit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine die Kapitalmärkte erfasst haben, besonders gut umgehen: aktive Robo-Advisor. Sie punkteten trotz der volatilen Lage mit gewinnbringenden Investitionen und einer hohen Rendite. Ob aktiv oder passiv – grundsätzlich verfolgen die meisten Robo-Advisor das Ziel, ein möglichst robustes Portfolio zu verwalten.
Eine weitere Erkenntnis des großangelegten Tests: Das Spektrum an Produkten wird immer größer, Kunden können zwischen immer mehr Anlagestrategien wählen. Außerdem sinkt die Mindestsumme, die man für ein Investment einsetzen muss; bei einigen Robos können Neulinge schon mit 25 Euro einsteigen. Das soll vor allem junge Kunden überzeugen, die möglicherweise nicht gleich am Anfang viel anlegen können.
Voll im Trend liegt zudem alles, was mit Nachhaltigkeit zu tun hat. 72 Prozent der Anbieter integrieren ESG-Nachhaltigkeitskriterien inzwischen in ihren Investmentprozess, also Fragen nach ökologischer und sozialer Verantwortung sowie guter Unternehmensführung (Environmental, Social, Governance). Manche bieten heute eine eigene ESG-Produktlinie, andere sogar nur noch nachhaltige Portfolios an.