Boon-Kunden müssen Geduld beweisen
Wirecard ist pleite. Die Folgen betreffen nicht nur Mitarbeiter des Finanzdienstleisters, sondern auch Kunden anderer Fintechs, darunter Holvi oder Boon Planet. Auch Konzerne wie die Allianz oder Aldi sind betroffen. Kunden von Boon Planet, das Retailbanking-Angebot von Wirecard, müssen nun geduldig sein. Immerhin: Da die Wirecard Bank AG Mitglied in der deutschen Einlagensicherung ist, sowohl in der gesetzlichen als auch in der freiwilligen Absicherung des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), erhalten Boon-Planet-Kunden aller Voraussicht eine Entschädigung.
Direkt betroffen von der Pleite ist auch das Mobile Payment Angebot Boon (nicht verwechseln mit Boon Planet). Auf der Webseite des Anbieters heißt es zur Wirecard-Pleite: „Wir müssen dir leider mitteilen, dass Deine boon.Card und alle damit verbundenen Transaktionen, einschließlich Geld senden und empfangen, aktuell nicht funktionieren. Wir gehen davon aus, dass du deine Karte bald wieder einsetzen kannst. Das kann allerdings einige Zeit dauern.“
Holvi, Kontist und Curve arbeiten an Lösungen
Aber auch diverse andere deutsche Fintechs und Unternehmen arbeiten mit Wirecard zusammen. Holvi, das die britische Wirecard Card Solutions als Kreditkartenherausgeber nutzt, schreibt zu der aktuellen Situation Folgendes: „Die Nutzung der Holvi Business Mastercard ist zurzeit ausgesetzt. Zahlungen und Geldabhebungen mit der Mastercard sind derzeit nicht möglich.“ Weiter wird der Kunde darüber in Kenntnis gesetzt, dass alle anderen Funktionen des Holvi Geschäftskontos weiterhin voll funktionsfähig sind. „Ihr könnt weiterhin Rechnungen versenden sowie Überweisungen tätigen und erhalten. Transaktionen auf Holvi Konten sind davon nicht betroffen – das heißt, eingehende und ausgehende SEPA-Überweisungen werden ganz normal ausgeführt.“
Hinter den Kreditkarten des Berliner Fintechs Kontist steht ebenfalls Wirecard als Herausgeber, genauer gesagt: die Münchner Wirecard Bank AG. Kontist teilte am Freitag via Twitter mit: „Seitens Wirecard Bank AG gibt es keine Restriktionen.“ Weiter schrieb das Fintech: „Wir wechseln im August zu Visa und werden die neue Kontist Visa Business Karte künftig mit [der] Solarisbank ausgeben.“
Auch die Dienstleistungen des Fintechs Curve wurden vorübergehend eingestellt. Mittlerweile hat das Unternehmen aber bekanntgegeben, dass Zahlungen mit der physischen Kreditkarte wieder möglich sind. Das Bezahlen via Apple Pay, Google Pay und Samsung Pay sollte ebenfalls wieder verfügbar sein.
Folgen für Allianz- und Varengold-Angebote noch ungewiss
Auch Aldi zählt seit einem Jahr zu den Wirecard-Kunden. Der Lebensmittel-Discounter sagte auf Anfrage der „Welt“: „Aldi Süd ist Vertragspartner der Wirecard Bank AG, die über eine deutsche Vollbanklizenz verfügt, unter Aufsicht der Bafin steht und nicht Teil des angestrebten Insolvenzverfahrens ist.“ Weiter heißt es: Die Zusammenarbeit mit der Bank beschränke sich „auf die Abwicklung von Kreditkartenzahlungen und auf das Geschäft mit der Aldi-Geschenkkarte […] Für unsere Kunden ergeben sich bisher in beiden Bereichen keinerlei Veränderungen: Sie können wie gewohnt bei Aldi Süd mit ihren Kreditkarten zahlen und ebenso ihre Aldi-Geschenkkarten einlösen, die Guthaben auf den Karten sind sicher und gedeckt.“
2019 hat die Allianz eine virtuelle Apple-Pay-Karte in Kooperation mit Wirecard bekannt gegeben. Noch ist nicht ersichtlich, inwieweit dieses Produkt von der Insolvenz betroffen ist. Auch die Hamburger Varengold Bank könnte von dem Wirecard-Debakel betroffen sein. Sie hatte erst Mitte Mai eine „strategische Kooperation“ mit dem Dax-Konzern verkündet. Damals hieß es dazu: „Gemeinsam stellen Wirecard und die Varengold Bank ambitionierten Fintechs, die ihr Geschäft skalieren möchten, Zugang zu Refinanzierungen ihrer Kreditportfolios bereit.“ Was aus diesem Angebot nun wird, steht noch in den Sternen.