Rekordjahr 2020 für den deutschen Wertpapiermarkt
Der deutsche Wertpapiermarkt hat im Coronajahr 2020 ein Rekordwachstum erlebt: Laut einer Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman hat sich die Anzahl der Wertpapiertransaktionen auf dem deutschen Markt gegenüber 2019 auf bis zu 180 Millionen verdoppelt. Insbesondere Neobroker mit ihrem digitalen Angebot konnten von der neuen Situation profitieren. Wie aus der Analyse weiter hervorgeht, stiegen die Erlöse für Orderprovisionen und der Online-Broker von einer Milliarde Euro auf rund 1,7 Milliarden Euro.
In der Pandemie sind viele Verbraucher neu in den Wertpapiermarkt eingetreten: Bis zu einer Million neue Wertpapierkunden zählen die Studienautoren in Deutschland. Bis zum Jahre 2025 werde die Anzahl der Transaktionen um sieben Prozent p.a. steigen, so die Prognose. Erst dann könnten wieder Rekorderlöse in gleicher Höhe wie 2020 erreicht werden.
Boom bei Aktien und Sparplänen
Im zweiten Halbjahr 2020 hätten besonders die Nachrichten rund um die Marktreife neuer Impfstoffe starke Volatilität ausgelöst, heißt es in der Studie weiter. In Summe seien praktisch alle Anbieter am Marktwachstum beteiligt gewesen und hätten davon profitiert: Neobroker wie Trade Republic oder Scalable Capital konnten dreistellige Millionensummen einsammeln. Laut Studienautoren sei zu erwarten, dass die Neobroker ihren Marktanteil im deutschen Markt von ein bis zwei Prozent (2019) auf 20 bis 25 Prozent in (2023) ausbauen.
Neben dem Aktienboom habe sich in der Pandemie auch eine neue Sparplankultur im deutschen Markt entwickelt, heben die Wyman-Analysten hervor: ETF-Sparpläne könnten im Jahre 2025 auf dem deutschen Wertpapiermarkt einen Anteil von bis zu 50 Prozent erreicht haben - bisher liegt dieser bei 15 bis 20 Prozent. Die wachsende Bedeutung der Sparpläne könnte laut Studie ein Umdenken in den Geschäftsmodellen erfordern: Da sie deutlich günstiger sind, würden Sparpläne die bisherigen Erlöse je Transaktion signifikant drücken.
Broker sollten sich jetzt Wettbewerbsvorteile erarbeiten
Neobroker und Fintechs können die Kunden mit ihren Low-Cost-Angeboten und innovativer Bedienung überzeugen. Folgendes Szenario könnte laut Wyman-Autoren daher möglich sein: Im Massengeschäft mit geringvermögenden Kunden würden diese Angebote künftig das klassische Beratungs- bzw. Mandatsgeschäft der Banken als den größten Ertragsbringer ablösen. Wertpapier-Broker sollten jetzt die Gunst der Stunde nutzen und sich Wettbewerbsvorteile erarbeiten, so die Empfehlung.
Dafür gebe es fünf strategische Prioritäten: Vorbereitung auf die kommende Konsolidierung im Markt, Prüfung der eigenen Preisstrategie, Konzentration auf die Konvertierung von Spar- und Einlagenkunden hin zu Wertpapierkunden, Verbesserung der Fähigkeiten im digitalen Marketing, Verbindung und Durchlässigkeit der Kunden zwischen den Angeboten für selbstständige Kunden und Beratungs- sowie Mandatsangeboten.