Studie zeigt Nachhaltigkeitsoptionen von Robo Advisorn auf
Über 65 Prozent der Robo Advisor in Deutschland bieten neben klassischen Anlagestrategien eine zusätzliche Nachhaltigkeitsoption an. 15 Prozent der digitalen Vermögensverwalter haben sich sogar ausschließlich auf nachhaltige Optionen spezialisiert. Das hat die aktuelle Robo-Advisor-Studie des Leipziger Fintechs Evergreen ermittelt, die Trends und Entwicklungen in der digitalen Vermögensverwaltung beleuchtet. Ein besonderer Fokus lag dabei auf Nachhaltigkeit und Risiko-Rendite-Verhältnissen. Im Rahmen der Studie wurden der CO2-Fußabdruck sowie der Anteil fossiler Energieträger in den hinterlegten Fonds und ETFs betrachtet.
Trend zur Individualisierung
2022 war ein herausforderndes Jahr für alle Finanzmarktakteure. Nach mehreren Jahren der positiven Aktienperformance und gekrönt von der Aktien-Rally 2021 startete das Jahr 2022 bereits holprig mit einer deutlichen Korrektur der Wachstumsaktien. Gefolgt von Konflikten, Rohstoffengpässen, Inflation und Zinserhöhungen mussten sowohl Aktien als auch Anleihen im Jahr 2022 deutlich Federn lassen. Lediglich eine Handvoll Vermögensverwalter können für sich behaupten, dass Jahr 2022 erfolgreich gemeistert zu haben. Wie steht es also um den deutschen Robo-Advisor-Markt?
Laut der Evergreen-Untersuchung weichen mehr als 65 Prozent der untersuchten Robo Advisor bis auf kleinere Unterschiede nicht signifikant von typisch passiven Asset-Management-Methoden ab. Ein zunehmender Trend in der digitalen Vermögensverwaltung ist die individuelle Erweiterbarkeit der Geldanlage, bei der das meist passive und statische Grundportfolio durch einzelne Risikofaktoren erweitert werden kann.
Der Trend der Individualisierung ist für viele Anleger positiv, da sich Wünsche und Ansprüche an Geldanlagen stark unterscheiden können. Dass dabei die Grundlagen der Risikodiversifikation erhalten bleiben, ist ebenfalls von Vorteil. Jedoch sollten diese Robo-Advisor ihre Aufgabe als Vermögensverwalter nicht aus den Augen verlieren. Auch digitale Vermögensverwalter müssen ihren Kunden mit Rat und Tat zur Seite stehen und vor möglicherweise nachteiligen Anlageentscheidungen angemessen warnen. Auch geschäftspolitisch ist der Trend nicht nur positiv zu bewerten. Mit der zunehmenden Individualisierung nähern sich viele Robo-Advisor dem Geschäftsgebiet der Broker und Neo-Broker.
Weitere Erkenntnisse der Evergreen-Studie
Die Studie zeigt weiter, dass 81 Prozent der untersuchten digitalen Vermögensverwalter ausschließlich fremdgemanagte Fonds nutzen und demnach keine Kontrolle über Einzeltitelpositionen haben. Risikofaktoren können so maximal sektorspezifisch bzw. über die Asset-Klassen gesteuert werden.
Aufschlussreich ist auch ein Blick auf die Gebühren von Robo Advisorn: Laut Evergreen-Studie übertrifft die Servicegebühr, die in expliziter Form nur von Robo Advisorn erhoben wird, bei über 90 Prozent der untersuchten Anbieter alle anderen Kostenkomponenten der Wertschöpfungskette. Die Gebühr ist somit teurer als das zugrunde liegende, meist wartungsarme Produkt.
Bezüglich der Sektoren weisen die Musterportfolios keine signifikanten Abweichungen voneinander auf – und liegen alle nah an einem marktbreiten Index. Anders sieht es bei der Länderallokation aus: Es zeigt sich, dass die meisten Robo-Advisor deutlich geringer in US-amerikanische Titel investiert sind als der Index - die US-Quote reicht von 22 Prozent bis 52 Prozent.
Was bringt die Zukunft für die Robo Advisor?
Wie im Marktausblick der Evergreen-Studie 2022 bereits vermutet, scheint die Konsolidierung bei den FinTechs bereits zu laufen. Das Jahr 2022 war von einigen Insolvenzen und auch der einen oder anderen Übernahme geprägt. Weiter spannend bleibt es im Robo-Advisor Markt. Noch immer gibt es viele Anbieter mit nahezu identischen Geschäftsmodellen und Asset-Management-Methoden. Außerdem rüsten viele etablierte Player mit digitalen Angebote nach und spätestens seit dem Aufkommen von Neo-Brokern hat das Sparen in ein ETF-Portfolio weitere Konkurrenz bekommen.
Das Wachstum in diesem Jahr ist letztlich stark vom Marktsentiment abhängig. Befanden sich die Mittelzuflüsse in jegliche Kapitalanlage in 2021 noch auf Rekordniveau, so sind viele Anleger 2022 auf die Nase gefallen und haben sich zum Beispiel bei Neo-Brokern verzockt. Viele Privatanleger tendieren dazu, in Boomphasen auf den fahrenden Kapitalanlagezug aufzuspringen und am Tiefpunkt wieder auszusteigen, um sich für längere Zeit vom Kapitalmarkt zu verabschieden. Hier liegt aber auch eine Chance für Robo Advisor, denn wichtiger als die Akquisition und das Onboarding von Kunden ist deren Bindung und Aufklärung während der Ansparphase. Dies ist besonders wichtig angesichts der jüngsten Zinserhöhungen, denn Tagesgeld ist zumindest nominal wieder in und steht nun in Konkurrenz zur langfristigen Kapitalanlage.