Studie untersucht 25 Jahre Geldanlageverhalten
Obwohl sich deutsche Anleger nicht nur gefühlt seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Dauerkrise befinden und sich in diesem Zeitraum ihr Anlageverhalten deutlich geändert hat, ist ihr Geldvermögen Ende 2023 auf ein neues Rekordniveau von über 7,7 Billionen Euro gestiegen. Das ist eines der Ergebnisse des XTB Markt Monitors, einer Studie, die der Online-Broker XTB mit der Unterstützung des Analysehauses Barkow Consulting zum Anlageverhalten in Deutschland durchgeführt hat.
Eine weitere Erkenntnis des Monitors ist, dass die Deutschen ihre traditionelle Vorliebe für regelmäßige Zinsen wiederentdeckt haben: Im Zuge von Zinswende und Polykrisen sind ihre Investments in Anleihen und Termineinlagen zuletzt in ungekannte Höhen gestiegen. „Die Geldanlage in Deutschland hat sich in einem Vierteljahrhundert vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung mehrfach drastisch verändert – sie zeigt aber auch, dass Investments in den Kapitalmarkt trotz aller Turbulenzen ein Muss für den Vermögensaufbau sind“, sagt Jens Chrzanowski, Deutschland-Chef von XTB.
Polykrise führt zu Aktienverkäufen
Die Anleger sind bei Fondsinvestments und bei Aktien wieder zurückhaltender geworden. Fondsinvestments liegen zwar immer noch auf einem historisch vergleichsweise hohen Niveau, von Aktien haben sich Anleger aber vor allem im 3. Quartal wieder getrennt. Von der aktuellen Jahresendrally profitieren deutsche Aktionäre daher nur bedingt.
Zinswende führt zu absolut verrückter Zinsjagd
Die Zinswende führte dazu, dass Privatanleger seit Anfang 2022 über 260 Milliarden Euro zusätzlich in höherverzinsliche Produkte angelegt haben. Bisherige Rekordwerte aus den Jahren 2006/07 wurden damit regelrecht pulverisiert. Deutsche Anleger sind aktuell so stark auf Renditejagd wie nie zuvor.
Dotcom-Blase wirft Aktienkultur um Jahre zurück
Auch frühere Krisen haben das Anlageverhalten in Deutschland nachhaltig beeinflusst. So erlitt die traditionell schwach ausgeprägte Aktienkultur in Deutschland mit dem Platzen der Dotcom-Blase einen empfindlichen Rückschlag. In der Folge dauerte es fünf Jahre, bis die deutschen Anleger wieder verstärkt in Aktien investierten.
Zins- und Covid-19-Krise treiben Fondsinvestments
Erst seit der Zinskrise 2014 investieren deutsche Anleger wieder nachhaltig in Fonds. Befeuert wurde dieser Trend insbesondere im zweiten Jahr der Covid-19-Krise 2021, als mit 105 Milliarden Euro Neuinvestitionen die bisherigen Rekordwerte mehr als verdoppelt wurden.
Polykrise und Zinswende führen zu Rückgang des Bausparens
Während der Zinskrise erlebte die Bargeldhaltung einen regelrechten Boom, der sich während der Covid-19-Krise noch beschleunigte. In den Jahren 2020 und 2021 wurden so Rekordwerte von über 60 Milliarden Euro jährlich in Bargeld „investiert“. Aktuell ist das neue „Investment“ in Bargeld allerdings wieder deutlich auf das Niveau von 2016 zurückgefallen.
Bankeinlagen verlieren bereits seit mehr als 10 Jahren an Bedeutung
Im ersten Jahr der Covid-19-Krise 2020 floss mit 150 Milliarden Euro so viel neues Geld in Bankeinlagen wie nie zuvor. Seitdem ging das Volumen deutlich zurück. Der Anteil von Bankeinlagen am gesamten Geldanlagevolumen geht allerdings deutlich länger zurück. Er fiel von 65% 2012 auf aktuell nur noch 8%.