Frauen in Europa streben nach finanzieller Unabhängigkeit
Finanzielle Unabhängigkeit ist für viele Menschen der Inbegriff von Freiheit. Die Mehrheit der Frauen in Europa (71 Prozent) strebt nach finanzieller Unabhängigkeit. Für den Großteil der deutschen Frauen (63 Prozent) zählt finanzielle Unabhängigkeit sogar zu den wichtigsten Zielen in ihrem Leben. Das sind Kernergebnisse der europaweite Womenomics-Studie von Mastercard und dem Forschungsinstitut Alpha Research, die in zwölf europäischen Ländern durchgeführt wurde. Finanziell unabhängig fühlen sich nur sieben von zehn der Befragten. Im europäischen Vergleich belegt Deutschland damit keinen Spitzenplatz: Rumäninnen und Französinnen (beide 79 Prozent) sowie Portugiesinnen (78 Prozent) sind da weiter.
Die frühen Jahre entscheiden über finanzielle Unabhängigkeit
70 Prozent der deutschen Frauen fühlen sich finanziell unabhängig. Dabei fängt die finanzielle Unabhängigkeit früh an: So sagen 59 Prozent der Befragten, dass sie ihre finanzielle Unabhängigkeit bis zum 24. Lebensjahr erreicht haben, bis zum 30. Geburtstag sind es bereits 85 Prozent. Als wichtigsten Faktor für ihre finanzielle Unabhängigkeit nennen die Studienteilnehmerinnen ihr eigenes Einkommen (87 Prozent). Das sehen die Frauen europaweit (85 Prozent) so. Die Bundesbürgerinnen fühlen sich zudem durch ihre Ersparnisse (29 Prozent) und das Managen ihrer Finanzen mit Finanz-Tools (12 Prozent) unabhängig.
Drei von zehn Frauen befinden sich in finanzieller Abhängigkeit
Drei von zehn befragten Frauen in Deutschland befinden sich in finanzieller Abhängigkeit. 82 Prozent sehen ihre Situation als aussichtslos an, denn sie sind überzeugt, dass sie niemals wirtschaftlich unabhängig sein werden. Der Hauptgrund liegt für über die Hälfte der Betroffenen (53 Prozent) im zu geringen Einkommen. Ein Viertel der Frauen (24 Prozent), die auf monetäre Unterstützung angewiesen sind, verfügt über kein eigenes Einkommen. Ein wesentlicher Faktor für finanzielle Unabhängigkeit ist jedoch ein eigenes und ausreichendes Einkommen.
Deutsche Frauen nehmen Gender Pay Gap am stärksten wahr
Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmerinnen (52 Prozent) der Meinung ist, Frauen seien finanziell weniger unabhängig als Männer. Verglichen mit den deutschen Befragten mit 62 Prozent liegt dieser Wert nur in Italien (66 Prozent) und Österreich (65 Prozent) höher. Die Gehaltslücke, auch Gender Pay Gap, ist für die deutschen Frauen (72 Prozent) mit großem Abstand – gegenüber 57 Prozent im Durchschnitt der befragten Europäerinnen – der Hauptgrund für die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Zwei weitere genannte Gründe beziehen sich ebenfalls auf Faktoren, die die Einnahmen von Frauen reduzieren: ein höherer Anteil unbezahlter Care- und Fürsorge-Arbeit (70 Prozent), wodurch sich die Erwerbsarbeit reduziert, und das Aufgeben der beruflichen Karriere zum Wohl der Kinder als Hausfrau (45 Prozent). Trotzdem fühlen sich 63 Prozent der Befragten verglichen mit den Generationen vor ihnen finanziell unabhängiger. Dagegen denkt jede zehnte Frau (13 Prozent), dass sie sogar finanziell abhängiger ist als frühere Generationen.
Alte Rollenmodelle haben viele Frauen geprägt
Die Wahrnehmung der finanziellen Unabhängigkeit wird oft stark durch das Aufwachsen in überholten Rollenmodellen geprägt – denn in 56 Prozent der Familien kümmert(e) sich überwiegend der Vater um die Finanzen. In 30 Prozent der Haushalte war das eine gleichberechtigte Aufgabe und nur in 12 Prozent der Haushalte hat sich die Mutter um die finanziellen Angelegenheiten gekümmert. Die Mutter als Vorbild für Finanzentscheidungen? Lediglich 12 Prozent der Frauen können sich daran erinnern, dass eine Frau in dem Haushalt, in dem sie aufgewachsen sind, größere Anschaffungen wie beispielsweise ein Auto oder eine Immobilie allein getätigt hat. Das ist einer der niedrigsten Werte im europäischen Vergleich mit 25 Prozent. Dabei ist es essentiell, dass sich Mütter für finanzielle Unabhängigkeit stark machen und sie ihren Töchtern vorleben.
Kluft bei Haushaltsausgaben in Partnerschaften
Finanzielle Gleichstellung fängt im Alltag und im eigenen Haushalt an – insbesondere, wenn Frauen geringere Einkommen haben: So wünschen sich fast neun von zehn Frauen (88 Prozent), dass Haushaltsausgaben in einer Partnerschaft gleichmäßig geteilt werden. Nur neun Prozent erwarten, dass der Partner die meisten Ausgaben übernimmt. Drei Prozent der befragten Frauen würden sogar den Großteil der Haushaltsausgaben tragen. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Lediglich 42 Prozent der deutschen Studienteilnehmerinnen teilen die Ausgaben im Haushalt gleichmäßig auf, 34 Prozent der Frauen tragen alle Haushaltsausgaben alleine und sechs Prozent übernehmen zumindest den Großteil. Bei 15 Prozent der Frauen tragen andere Personen den überwiegenden Teil der Ausgaben im Haushalt. Europaweit herrscht innerhalb von Beziehungen eine große Kluft zwischen dem Wunsch nach geteilten Kosten (81 Prozent) und der Wirklichkeit (46 Prozent).
Sparen für Absicherung im Alter
Um nicht in die Altersarmut zu rutschen, sparen 41 Prozent der befragten Frauen fleißig, 14 Prozent beginnen damit bereits ab dem ersten Gehalt. Gleichzeitig geben 16 Prozent an, dass sie gar nicht in der Lage sind, von ihrem Einkommen etwas zu sparen und acht Prozent haben erst gar kein monatliches Einkommen, wovon sie etwas zur Seite legen könnten.
Vielen Frauen fehlt das nötige Finanzwissen
Dem Streben nach finanzieller Unabhängigkeit steht nicht selten Unsicherheit im Umgang mit Geldthemen gegenüber, so dass Frauen finanzielle Entscheidungen lieber ihrem Partner überlassen. Nur jede vierte Frau (23 Prozent) fühlt sich beim Thema Finanzen gut informiert. Bedenklich mit Blick auf jüngere Altersgruppen: Bei den 25- bis 39-Jährigen sind es nur 16 Prozent. 41 Prozent der deutschen Befragten sagen, sie haben kein Finanzwissen oder verfügen nur über Grundkenntnisse – damit liegen sie im europäischen Durchschnitt (44 Prozent) gegenüber den Italienerinnen (71 Prozent) und Spanierinnen (70 Prozent), die hier Wissenslücken sehen. Deutsche Frauen, die ihren Kenntnisstand bei Finanzen als gering einschätzen, finden vor allem Themen wie Geldanlagen (47 Prozent), Steuern (43 Prozent) und Kredite (24 Prozent) schwer zu verstehen. Aber auch mit neuen digitalen Banking Apps und anderen Technologien tut sich jede vierte Frau (25 Prozent) schwer. Fünf Prozent haben sogar Schwierigkeiten, ihre Gehaltsabrechnung zu verstehen.
Online-Banking bei deutschen Nutzerinnen weit verbreitet
Neue Technologien schaffen Transparenz im Finanzwesen und haben jüngere Generationen hinsichtlich der finanziellen Unabhängigkeit geprägt: So gab rund ein Drittel der befragten Deutschen an, dass Banking-Applikationen für sie das wichtigste digitale Tool seien, um ihre Finanzen zu managen (35 Prozent). Unter anderem in Österreich (48 Prozent), Polen (47 Prozent) und Frankreich (44 Prozent) ist dieser Anteil um Einiges höher. Insgesamt sind 76 Prozent der befragten Europäerinnen an Online-Banking und neuen Technologien interessiert. In Deutschland sind Online-Angebote noch stärker gefragt: Rund 85 Prozent der Frauen hierzulande nutzen Online-Banking. In ganz Europa sind sie sogar Vorreiterinnen beim Online-Banking: Sie verfügen hier über die größte Erfahrung, denn 81 Prozent von ihnen managen bereits seit mehr als fünf Jahren ihre Finanzen per Online-Banking. Ein Spitzenwert im europäischen Vergleich mit einem Schnitt von 66 Prozent.