Knapp jeder Dritte besitzt Aktien
Der Besitz von Investments, aber auch von Sparanlagen steigt in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage von J.P. Morgan Asset Management. Laut Finanzbarometer 2022 ist die Zahl der Aktienbesitzer 2022 weiter nach oben gegangen: Derzeit besitzen 31 Prozent der Deutschen Aktien, genauso viele gaben an, Investmentfonds und/oder ETFs zu nutzen - jeweils ein Anstieg von 7 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Parallel konnten auch Sparprodukte 2022 gegenüber 2021 Zuwächse erzielen. Dass das Potenzial für eine noch größere Verbreitung der Aktienanlage groß ist, zeigt der Informationsbedarf rund um das Thema Dividende: Viele Anleger sind sich der Kraft der Dividende als Renditebaustein nicht bewusst.
Corona hat Aktienanlage angeschoben
Nach Meinung der Analysten hat sich die Corona-Zeit als Treiber der Aktienanlage entpuppt: Mangels Ausgabemöglichkeiten eingespartes Geld sowie die sich schnell erholenden Aktienkurse nach dem ersten Einbruch sorgten für steigendes Interesse an Aktieninvestments. Die größten Zuwächse von der Befragung 2021 zu 2022 konnten Tages- oder Festgelder mit einem Sprung von 29 auf 42 Prozent erzielen. Absolut betrachtet ist nach wie vor das Sparbuch am beliebtesten bei den Deutschen - und legte ebenfalls weiter zu (45 auf 51 Prozent). Einzig Anleihen verzeichneten einen Rückgang von 2021 auf 2022 - von 8 auf 6 Prozent.
“Die Umfrage offenbart, dass die Deutschen beim Thema Geldanlage noch immer sehr ambivalent sind”, erklärt Matthias Schulz, Managing Director bei J.P. Morgan Asset Management. “Zwar erkennen immer mehr Menschen, dass Aktien als potenzieller Renditebringer unerlässlich sind. Doch die zahlreichen Unsicherheitsfaktoren, die die Aktienmärkte in diesem Jahr auf eine Achterbahnfahrt schickten, haben auch dazu geführt, dass wieder mehr Deutsche auf Sparanlagen setzen - auch wenn dies angesichts der hohen Inflation einer realen Vermögensentwertung gleichkommt."
Unzufriedenheit mit Sparprodukten
Aus Sicht des Experten ist es daher nicht verwunderlich, dass knapp die Hälfte der befragten Deutschen (48%) mit den eigenen Sparprodukten sehr unzufrieden oder unzufrieden ist - nur rund ein Drittel hingegen ist sehr zufrieden oder zufrieden. “Weder mit dem Sparbuch noch mit Tages- oder Festgeld ist ein Inflationsausgleich möglich. Wer die Chance auf eine höhere Rendite nutzen möchte, sollte seine Anlagen kritisch überprüfen und nur rund drei bis vier Monatsgehälter als Liquidität auf dem Tagesgeldkonto oder Festgeldkonto parken”, erklärt Schulz. Gleichwohl erkennt er an, dass angesichts der erhöhten Lebenshaltungs- und vor allem Energiekosten viele Deutsche vorsichtig sind, da zu befürchten ist, dass diese die Pandemieersparnisse aufzehren werden.
Informationsbedarf beim Thema Dividende
Dass viele Deutsche bei der Aktienanlage noch vorsichtig sind, liegt neben der Unsicherheit häufig auch an mangelndem Wissen rund um die Kapitalanlage. So zeigt das aktuelle Finanzbarometer, dass es beispielsweise bei Aktien und den mit ihnen verbundenen Dividendenausschüttungen noch Nachholbedarf gibt. Mit 35 Prozent weiß mehr als ein Drittel der befragten Deutschen nicht, dass Dividenden unabhängig von Börsenschwankungen ausgezahlt werden - diese also auch in Zeiten stürmischer Marktbewegungen wie in diesem Jahr eine kontinuierliche Renditequelle darstellen. Wie groß die "Kraft der Dividende" ist, unterschätzen sogar 9 von 10 der Befragten: 87 Prozent der Deutschen verkennen den beachtlichen Anteil der Dividende am Gesamtertrag - nur knapp 9 Prozent der befragten Deutschen antworteten korrekt, dass der Anteil der Dividende am langfristigen Gesamtertrag der Aktie bei 40 Prozent liegt. Mit 46 Prozent der Befragten tippte die große Mehrheit auf einen Anteil von nur 10 Prozent, weitere 24 Prozent vermuteten einen Anteil von 20 Prozent.
Wichtig sei laut Matthias Schulz zu verstehen, dass Aktien auch in volatilen Zeiten aufgrund der Dividende für laufende Erträge sorgen können - insbesondere, da Dividendenaktien in einem Umfeld hoher Inflation historisch besser als der breite Markt abschneiden. Interessant dürfte mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf jedoch sein, ob das Investment-Momentum bei den Deutschen anhält - oder im Angesicht weiter steigender Lebenshaltungs- und vor allem Energiekosten weniger investiert wird. “Aus Renditesicht ist es sinnvoll, insbesondere Investment-Sparpläne weiterlaufen zu lassen, und notfalls die Sparraten nach unten anzupassen. Ein kompletter Verzicht auf renditeorientiertes Sparen verhindert jedoch die Chance, von den aktuell günstigeren Bewertungen zu profitieren”, so Schulz.