Großbanken in Asien und den USA machen mehr Profit
Großbanken in Asien und den USA sind wesentlich profitabler als ihre Wettbewerber aus Europa. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung BearingPoint und des Handelsblatt Research Institutes. Die Marktanalysten untersuchten die Unterschiede zwischen internationalen Banken und welche Faktoren zu Unterschieden bei Rentabilität und Effizienz führen. Dabei standen die Kennzahlen der 25 größten Banken in Europa, den USA und Asien im Fokus.
Wie aus der Studie hervorgeht, weisen europäische Großbanken im Schnitt eine Eigenkapitalrendite von 4,6 Prozent auf. Großbanken in den USA und in Asien haben mit jeweils durchschnittlich 9,8 Prozent eine fast doppelt so hohe Rendite. Auch im Zinsgeschäft verdienen die asiatischen Banken deutlich mehr als ihre europäischen Konkurrenten: laut Report liegt die Cost-Income-Ratio (CIR) bei 52,6 Prozent. Bei US-Banken beträgt dieser Wert 66,6 Prozent, bei den europäischen Instituten 65,1 Prozent.
Hohe Personalkosten und strenge Regeln in der EU
Im internationalen Vergleich haben die europäischen Banken die höchsten Personalkosten: der Durchschnitt liegt bei 55 Prozent der Gesamtkosten. Die US-Banken wenden 50 Prozent ihrer Kosten für Personal auf, Banken in Asien dagegen nur 36 Prozent. Hätten die asiatischen Banken ähnlich hohe Personalkosten wie in Europa, läge die durchschnittliche CIR dort um rund 17 Prozent höher –und die Eigenkapitalrendite um etwa 5 Prozentpunkte niedriger.
Ein weiterer Grund für die geringere Profitabilität von europäischen Großbanken ist die strenge EU-Regulierung. Im Vergleich zu amerikanischen und asiatischen Banken müssen die EU-Institute deutlich mehr Eigenkapital vorhalten, um unerwartete Verluste zu decken. Wie die Autoren der Studie aufzeigen, wäre die Rendite der europäischen Großbanken um 3 Prozent größer und die CIR um 6 Prozentpunkte niedriger, wenn die Institute ähnlich wenig Eigenkapital vorhalten müssten wie die asiatischen Banken. Dafür trügen die Märkte in den USA und Asien ein deutlich höheres Risiko als in Europa, heißt es in dem Report weiter.
Unterschiede im Geschäftsmodell und höherer Digitalisierungsgrad
Ein großer Unterschied besteht auch bei den Geschäftsmodellen: wie aus dem Report hervorgeht, spielt das Provisionsgeschäft in den USA eine wesentlich größere Rolle als in Europa und in Asien. Dadurch kommen die US-Banken im Vergleich zu ihren europäischen und asiatischen Wettbewerbern zu einer durchschnittlich rund 3 Prozent höheren Rendite, bei einer etwa 7 Prozent geringeren CIR.
Positive Auswirkungen auf die Profitabilität hat laut Studie auch die stärkere Digitalisierung der Banken in den USA und Asien. Infolgedessen seien die amerikanischen und asiatischen Banken effizienter und könnten mit neuen digitalen Produkten und Geschäftsmodellen einen höheren Return on Equity erzielen. In Europa kämpften viele Banken dagegen mit einer veralteten IT-Infrastruktur.
Europäische Banken müssen rasch handeln
Nach Meinung der Marktanalysten sollten europäische Banken rasch handeln, um nicht weiter von ihrer amerikanischen und asiatischen Konkurrenz abgehängt zu werden. Es gäbe genug Potenzial für die EU-Finanzinstitute, ihre Rentabilität und Effizienz zu steigern, etwa durch Investitionen in moderne IT-Architektur, Komplexitätsreduktion im Geschäftsmodell oder durch Fusionen und Übernahmen. Eine Konsolidierung sei laut Report eine weitere Möglichkeit, Rentabilität und Effizienz zu steigern.
Zudem könnten interne Prozesse durch neue Technologien optimiert und die Kundeninteraktion verbessert werden. So würden sich auch Möglichkeiten für neue Services und Geschäftsmodelle eröffnen. Erfolg verspricht nach Meinung der Studienautoren auch das Thema Nachhaltigkeit, das für viele Investoren zunehmend wichtiger wird. Eine Ausrichtung auf Nachhaltigkeit könnte für die europäischen Banken zum Wettbewerbsvorteil werden, nicht zuletzt als Partner für die Europäische Kommission, die im Rahmen des Green Deals Milliarden in Klimaschutz und Nachhaltigkeit investieren will.