Gibt es durch Krypto bald Banken ohne Banker?
Bitcoin hat das Potenzial, die Finanzwelt grundlegend zu verändern. Ein aktueller Bericht von AxiomBTC zeigt eine mögliche Zukunft auf, in der Bitcoin und verwandte Technologien das Fundament für ein transparentes und benutzerzentriertes Bankensystem bilden könnten - das ohne traditionelle Banker auskommt. Sind Banken ohne Banker eine Gefahr für traditionelle Finanzinstitute?
Bitcoin kam mit der Verheißung, den Menschen die Kontrolle über ihre Finanzen zurückzugeben, und ermöglicht es jedem, sein eigener Banker zu sein. Kryptowährungen sind Vermögenswerte, die man vollständig unter eigener Kontrolle halten kann – ohne auf zentrale Institutionen wie traditionelle Banken oder Handelsplätze vertrauen zu müssen. So verlockend die Theorie auch klingen mag, seine eigene Bank zu sein ist herausfordernd und nicht immer praktikabel.
Viele Menschen trauen sich die Krypto-Selbstverwahrung nicht zu, da diese ein tiefgreifendes Verständnis für technische und sicherheitsrelevante Aspekte erfordert. Die Wiederherstellung von Konten, mittels E-Mail und Passwort, wie man es von traditionellen Diensten gewohnt ist, funktioniert hier beispielsweise nicht. In der Kryptoszene wurde deshalb schon von Urgesteinen wie Hal Finney argumentiert, man bräuchte eine eigene Bank, wenn man mit dem traditionellen Finanzsystem konkurrieren wolle.
Eine aktuelle Studie mit dem Namen „banks without bankers“, veröffentlich von der Bitcoin-Risikokapitalgesellschaft AxiomBTC, analysiert neue Protokolle und Technologien, die eine „Bitcoin-backed Bank“ ermöglichen könnten. In diesem Artikel soll auf diese Studie Bezug genommen und untersucht werden, ob der Finanzwelt tatsächlich bald Banken ohne Banker bevor stehen und traditionellen Banken damit neue Konkurrenz droht.
Die Vision von „Banken ohne Banker“
Bitcoin wurde geschaffen, um Vertrauen in Dritte beim Umgang mit Vermögenswerten überflüssig zu machen. Aber nicht jedes Vertrauen ist automatisch schlecht. Ohne Vertrauen in Gemeinschaften wäre die Entwicklung der Menschheit sicher viel langsamer vorangekommen, wie Erkenntnisse aus der Evolutionsbiologie nahelegen. Es geht vielmehr darum, wem wir wirklich vertrauen können und sollten.
Ein Bericht der amerikanischen Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) aus dem Jahr 2020 kommt zu dem Ergebnis, dass kommunale Genossenschaftsbanken im Vergleich zu ihren großen Pendants eine geringere Insolvenzrate aufweisen, sich nach der Finanzkrise robuster entwickelt haben, wesentliche Kreditgeber für lokale Unternehmen sind (vor allem in den Bereichen gewerbliche Immobilien, kleine Betriebe und Landwirtschaft) und in ländlichen Gegenden eine stärkere Präsenz zeigen. Das Vertrauen in gemeinschaftlich orientierte Genossenschaftsbanken scheint also deutlich gerechtfertigter zu sein, als das in Großbanken.
Laut Eric Yakes, dem Autor der Studie „banks without bankers“, ist die primäre Einschränkung von Genossenschaftsbanken geografischer Natur. Wer nicht in der Nähe der betreffenden Gemeinschaftsbank wohnt, kann von Vorteilen wie personalisiertem Service und Investitionen in die lokale Gemeinschaft, nicht sinnvoll profitieren. Die physische Welt beschränkt uns in dieser Hinsicht. In der digitalen Welt dagegen gibt es keine physischen Grenzen, weshalb Yakes argumentiert, dass Bitcoin es erstmals möglich machen könnte, digitale, gemeinschaftlich betriebene Banken zu betreiben – die ganz ohne Banker auskommen.
Die Technologie hinter der Vision
Die Studie von Eric Yakes stellt zwei technische Protokolle vor, mit denen die Vision eines neuen Bankensystem auf Bitcoin-Basis Wirklichkeit werden könnte: Fedimint und Cashu. In diesem Artikel beschränken wir uns auf eine Analyse von Fedimint, das Technologien wie Multi-Signature-Wallets und das Lightning Network nutzt, um Gemeinschaften zu ermächtigen, ihre eigenen Banken zu schaffen.
Fedimint ist ein Open-Source Protokoll, das die Errichtung von dezentralen und privaten Gemeinschaftsbanken ermöglicht. Fedimint setzt sich aus vier Schlüsselkomponenten zusammen: So genannten Föderationen (Gemeinschaft von Einzelpersonen), Multi-Signature-Wallets um gemeinsame Kontrolle auszuüben, eine durch Bitcoin gedeckte, Digitalwährung namens eCash und das Lightning Network (Bitcoin Layer 2) für schnelle Transaktionen.
Fazit: Traditionelle Banken müssen eigene digitale Innovationen vorantreiben, um konkurrenzfähig zu bleiben
Der Bericht „banks without bankers“ von AxiomBTC bietet eine faszinierende Perspektive auf die Zukunft des Finanzwesens, in der Bitcoin und verwandte Technologien das Potenzial haben, ein transparenteres und benutzerzentriertes Bankensystem zu schaffen.
Die Vorstellung von Bitcoin-basierten Banken ohne traditionelle Banker stellt für herkömmliche Finanzinstitute eine potenzielle Bedrohung dar. Diese digitalen Gemeinschaftsbanken könnten durch Technologien wie Fedimint und Cashu ermöglicht werden, die auf Prinzipien wie Dezentralisierung, Privatsphäre, Sicherheit und Skalierbarkeit durch das Lightning Network aufbauen.
Solche Modelle betonen die Macht der Gemeinschaft und die technische Ermächtigung der Nutzer, ihre eigenen Finanzen zu verwalten. Traditionelle Banken könnten auf diese Herausforderung reagieren, indem sie eigene digitale Innovationen vorantreiben, stärker auf Kundentransparenz und -sicherheit setzen und ihre Dienstleistungen an die Bedürfnisse einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft anpassen. Integration von Blockchain-Technologien und die generelle Aufnahme von Kryptowährungen in ihr Angebot könnten ebenfalls dazu beitragen, dass traditionelle Banken relevant bleiben und nicht an Marktanteilen verlieren. Die Entwicklung hin zu einem mehr inklusiven, effizienten und sicheren Finanzsystem erfordert jedoch auch von traditionellen Banken, sich an neue Gegebenheiten anzupassen und möglicherweise ihre Rolle im Finanzsystem neu zu definieren.