Sparer und Skeptiker müssen vom Robo-Markt noch überzeugt werden
Der Robo-Advisor-Markt nimmt stark Fahrt auf. Das ist einerseits erfreulich. Andererseits bleibt das Volumen weiterhin relativ klein. In Deutschland machen die digitalen Vermögensverwalter gerade einmal rund ein Prozent des gesamten Fondsvermögens der Privatanleger aus. „Deutschland ist ein besonderer Markt, da Investment im Gegensatz zu den USA und Großbritannien ein Nischenthema ist. Der Großteil des Vermögens liegt auf Sparguthaben“, sagt Alois Pirker, Research Direktor der US-Beratungsfirma Aite Group gegenüber der SZ.
Der Grund für die Zurückhaltung der Kunden ist ein (noch) mangelndes Vertrauen. „Das Geschäft basiert in hohem Maße auf Vertrauen. Zuerst müssen die Kunden an die Idee und Technologie glauben und danach darauf vertrauen, dass man als Startup auch langfristig am Markt bleibt“, sagt Benjamin Bilski, Geschäftsführer des Fintech Naga.
Die zahlreichen Vorteile der digitalen Anlagehelfer
Seit 2013 sind auf dem deutschen Markt automatisierte Vermögensverwalter aktiv, darunter Startups wie Ginmon oder Growney sowie Robo-Marken etablierter Finanzhäuser wie Cominvest oder Robin und klassische Vermögensverwalter wie Zeedin, Warburg Navigator oder Liquid. Größter Anbieter in Deutschland ist Scalable Capital.
Vorteile der Robo-Advisor sind das geringe Einstiegsinvestments, die relativ niedrigen Kosten, Transparenz und Schnelligkeit. „Die Fintechs sind viel näher an den Kunden dran, sie kennen ihre Wünsche und ihr Verhalten. Sie verfolgen die Trends in allen Foren und sind Teil dieser Community, das ist unsere DNA“, sagt Bilski.
Banken zeigen immer deutlicheres Interesse an Robo-Advisor
Verwaltet werden in der Regel kostengünstige passive und damit risikoarme ETFs. Es gibt aber auch Robos mit aktiven Anlageprodukten. Trotz allem verdient der Markt bisher kaum etwas. „Für ein Fintech ist es schwierig, den Kundenstock eines Finanzkonzerns zu replizieren. Da braucht es viel Kapital und das Geschäft bleibt lange negativ. Viele Startups treten an, um später gekauft zu werden“, so Aite-Experte Pirker.
Das führt immer öfters zu einer Kooperation mit Banken, die vermehrt in Finanz-Startups investieren. „Für die Banken ist es eine Make-or-Buy-Entscheidung. Sie haben das Geld, um sich die Innovatoren einzukaufen und die Apps dann in das eigene Geschäft zu integrieren", so Bilsky.
Wohlhabende Kunden mit hohen Ansprüchen
Vor allem vermögende Kunden in Deutschland zeigen sich noch immer zurückhaltend, Geld bei einem Robo-Advisor zu investieren beziehungsweise anzulegen. „Für die klassischen Kunden der Vermögensverwaltung ist das Geschäftsmodell der Fintechs zu spartanisch, sie wollen Beratung und auch Service. Darauf haben die Startups reagiert und die Dienstleistungskomponente hinzugefügt“, erklärt Pirker.
Eine Lösung könnten Hybrid-Modelle sein. Hier wird eine automatisierte Anlageplattform mit menschlicher Fachberatung kombiniert. Ob das tatsächlich den hohen Kundenansprüchen der wohlhabenden aber auch jungen, digitalaffinen Erbengeneration entspricht, wird sich erst noch zeigen müssen.