Eine aktuelle Studie zum deutschen Robo-Advisor-Markt bringt ernüchternde Ergebnisse: viele der digitalen Vermögensverwalter verlangten hohe Gebühren bei einer geringen Leistung, so die Kritik der Studienautoren.
Studie kritisiert Robo Advisor
Das Fintech Evergreen und die studentische Unternehmensberatung Green Finance Consulting haben in einer aktuellen Studie kritisch hinterfragt, welchen Mehrwert digitale Vermögensverwalter bieten. Die Ergebnisse der Robo-Advisor-Studie sind ernüchternd: nach Meinung der Studienautoren stellt ein Großteil der hiesigen Robo Advisors lediglich eine Verlängerung und damit eine Verteuerung der Wertschöpfungskette dar. Nur wenige Robo Advisors würden einen Mehrwert abseits eines einfachen ETF-Vertriebs liefern. Zudem hätten viele digitale Vermögensverwalter im Vergleich zur Leistung zu hohe Gebühren, heißt es in der Studie weiter.
Magere Ergebnisse
Mehr als zwei Drittel aller Robo Advisors auf dem deutschen Markt nutzten in ihren Asset-Management-Ansätzen ausschließlich fremd-gemangte Fonds, so die Studienautoren. Die Eigenleistung dieser digitalen Vermögensverwalter bestünde also lediglich in der Bereitstellung einer digitalen Plattform und einer eigenständigen Asset-Allokation. Laut Studie lassen sich die Robo Advisors in vier Kategorien unterteilen: Passiv, Aktive Selektion von Fonds, Aktive Selektion von Einzeltiteln, Risikomanagement. Bei näherer Betrachtung zeige sich, dass einige Anbieter trotz hoher Risiken keine entsprechenden hohen Renditen realisieren konnten – und das in einer Marktphase, die deutlich weniger volatil war als sie es in den nächsten Monaten sein dürfte.
Hohe Kosten bei geringer Leistung
Kritik üben die Autoren auch in Bezug auf die Kosten: Verglichen mit anderen Ländern seien die Kosten für deutsche Anleger sehr hoch. So liege die durchschnittliche Servicegebühr hierzulande bei 0,82 Prozent, während amerikanische Verbraucher im Schnitt nur eine Gebühr von 0,38 Prozent pro Jahr bezahlen müssen. Jeder zweite Anbieter (50 Prozent) biete ausschließlich passive ETF-Portfolios an, 72 Prozent fungierten somit praktisch als Dachfonds oder würden Fremdfonds vertreiben. Lediglich 28 Prozent der Anbieter auf dem deutschen Robo-Advisor-Markt managten die Kundenportfolios aktiv.
Als Fazit der Studie rät das Fintech Evergreen, das selbst einen Robo Advisor anbietet, den digitalen Vermögensverwaltern, ihre Grundleistungen günstiger zur Verfügung zu stellen und Margen durch zusätzliche Eigenleistungen zu verdienen und zu rechtfertigen. So könnten Robo Advisors einen niedrigschwelligen Marktzugang schaffen, der viele Privatanleger überhaupt erst einmal für das Thema Kapitalmarktanlagen sensibilisiere, da diese ansonsten nicht investieren würden.