Wie objektiv sind Vergleichsplattformen?
Das Online-Unternehmen Check24 hat sich mit Vergleichsportalen aus verschiedenen Bereichen wie Versicherungen, Telekommunikation oder Strom auf dem deutschen Markt etabliert. Auch für Finanzprodukte gibt es eine Online-Vergleichsplattform, genauer gesagt für Girokonten. Jetzt hat der TÜV Saarland den Girokonto-Vergleich von Check24 zertifiziert und freigegeben: laut Anbieter werden dort 550 Konten von Direkt-, Filial- und Regionalbanken objektiv miteinander verglichen. Die Höhe von Dispozinsen wird erfasst, ebenso die Kosten für die Kreditkarten und die Zahl der Geldautomaten.
Vergleichsportale dieser Art für Bankkonten gibt es indes auch von Konkurrenzanbietern wie Biallo und Verivox. Die Problematik dabei: Verbraucherschützer weisen seit Jahren darauf hin, dass die Online-Vergleiche provisionsfinanziert werden, d.h. jene Angebote landen im Vergleich auf den ersten Plätzen, die die größte Provision für den Anbieter einbringen. Verbraucher gehen aber in der Regel davon aus, dass die Online-Vergleiche objektiv die günstigsten Angebote für den Kunden ermitteln. Seit 2018 gilt eine EU-Richtlinie, die Transparenz fordert. Anstatt eine eigene, unabhängige Vergleichsplattform vorzulegen, beauftragte die Bundesregierung den TÜV Saarland damit, Online-Vergleiche nach dem Zahlungskontengesetz zu prüfen und wenn möglich, ein Zertifikat auszustellen.
Aufgepasst: Check24 arbeitet mit zwei Konto-Vergleichen
Bietet Check24 jetzt wirklich den ersten objektiven Vergleich für Girokonten an, weil er vom TÜV zertifiziert wurde? Die Antwort lautet: Jein. Auf der Check24-Plattform finden sich nämlich zwei Vergleiche für Girokonten, der herkömmliche, provisionsfinanzierte Vergleich und eben jener Vergleich, der dem TÜV vorgelegt wurde. „Check24 scheint hier mit doppeltem Boden zu arbeiten“, gibt die bayerische Verbraucherzentrale zu Bedenken. Nutzer des Check24-Portals müssen schon sehr genau hinsehen, um den TÜV-zertifizierten Vergleich zu erkennen, da der klassische, provisionsbasierte Kontovergleich grafisch auffälliger platziert wurde. Der herkömmliche Online-Vergleich ist so deutlich hervorgehoben, dass ihn nach eigenen Angaben zunächst sogar die Redakteure des Bayerischen Rundfunks anklickten, als sie zu dem Thema recherchierten. Die zweite, objektive Version des Check24-Konto-Vergleichs trägt den sperrigen Namen „Zertifizierter Vergleich nach dem Zahlungskontengesetz“.
Vergleich ist schwierig zu bedienen
Hat der Verbraucher den TÜV-zertifizierten Vergleich gefunden und geöffnet, gibt es weitere Schwierigkeiten, worauf die Redaktionen von Focus und Welt hinweisen: die Standardeinstellung listet die Angebote in alphabetischer Reihenfolge der Banknamen und nicht, wie der Nutzer vermutet, nach dem günstigsten Preis. Auch Angaben wie „0 Euro Kontogebühr“ sind teilweise irreführend, wenn beispielsweise die Gebührenbefreiung an einen monatlichen Mindestgeldeingang gebunden ist (was im Vergleich aber nicht angegeben wird). Wer den Check24-Konto-Vergleich effektiv nutzen will, muss die Filter in der linken Spalte aktivieren und drei Einstellungen eingeben: jährliche Kontoführungsgebühr 0 Euro ohne Bedingungen; kostenlose Bargeldabhebung; kostenlose Kreditkarte. Erst dann ermittelt der Online-Vergleich das günstigste Girokonto bei einer deutschen Bank, aktuell ist es das Konto „Online Cash“ der DKB.