Ist Nachhaltigkeit Luxus?
Eine neue Studie von Deloitte ist der Frage nachgegangen, wie sich der nachhaltige Konsum in Zeiten von Energiekrise und Inflation entwickelt. Die Ergebnisse sind verständlich, aber enttäuschend: so sind viele Verbraucher in Deutschland nicht mehr bereit, Preisaufschläge für nachhaltige Produkte zu bezahlen. Angesichts der finanziellen Belastungen durch Inflation und steigende Energiekosten sinkt also die Bereitschaft, für klimafreundliche Produkte mehr Geld auszugeben. Während 2021 in der Befragung 67 Prozent höhere Preise akzeptierten, sind es 2022 nur noch 30 Prozent, im Non-Food-Bereich sogar nur 24 Prozent.
Bei den einzelnen Nachhaltigkeitsdimensionen ergeben sich zugleich wichtige Differenzierungen in der Bereitschaft der Konsumenten, einen Aufschlag zu zahlen. Auffällig ist: Für Tierwohl wären insgesamt 71 Prozent zu Preisaufschlägen bereit, davon ein Fünftel zu Aufschlägen von 30 Prozent und mehr. Die anderen Aspekte haben einen niedrigeren Stellenwert (zwischen 52 und 61 Prozent), beim sozialen Engagement liegt der Wert nur bei 40 Prozent.
“Vor dem Hintergrund steigender Preise ist die Bereitschaft der Verbraucher, für Nachhaltigkeit mehr zu zahlen, weitgehend erschöpft. Doch viel spricht dafür, dass sich diese Entwicklung genauso schnell ins Gegenteil verkehren kann, sobald die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wieder positiver sind”, kommentiert Thorsten Zierlein, Partner Consumer Products & Retail bei Deloitte.
Verbraucher legen Wert auf natürliche Inhaltsstoffe und Tierwohl
Trotzdem spielt Nachhaltigkeit für deutsche Verbraucher auch in Krisenzeiten eine große Rolle, wie aus der Deloitte-Studie weiter hervorgeht. Für 63 Prozent der Verbraucher ist Nachhaltigkeit auch in der aktuellen Situation ziemlich oder sehr wichtig bei der Kaufentscheidung. Zugleich setzt sich der übergeordnete Trend zu mehr Nachhaltigkeit fort. Den angeführten sieben Dimensionen von Nachhaltigkeit wird von den Konsumenten nämlich durchgängig mehr Bedeutung als im Vorjahr beigemessen, angeführt von natürlichen Inhaltsstoffen (2022: 78%, 2021: 72%) und Tierwohl (2022: 77%, 2021: 72%). Außerdem geben aktuell 23 Prozent der Studienteilnehmer an, mehr nachhaltige Produkte zu kaufen als im Vorjahr (oder sogar ausschließlich).
Häufig genannte Gründe sind höheres Vertrauen in Produkte und Qualität (31%) sowie Produktinformationen, z.B. auf Etiketten (24%). Unverändert zum Vorjahr bleibt die Reihenfolge der Produktkategorien: Bei Lebensmitteln wird Nachhaltigkeit stärker gewichtet als bei anderen Konsumgütern (Non-Food: Haushaltswaren, Kosmetik, Pflegeprodukte). Bei Lebensmitteln legen die Befragten am meisten Wert auf Nachhaltigkeit bei Frischprodukten wie Obst und Gemüse. Bei Produkten aus der Kategorie Non-Food sind die Unterschiede geringer.
Gefragt wurde zudem, was Konsumenten stärker zu nachhaltigem Konsum bewegen könnte. Am häufigsten nannten die Befragten niedrigere Preise (25%), gefolgt von höherem Einkommen (16%). Das inflationäre Umfeld macht sich also deutlich bemerkbar.