Brexit rüttelt an Fintech-Szene

Berliner Smartphone-Bank N26 zieht sich aus Großbritannien zurück

Der Brexit wirkt sich auch auf den Fintech-Markt aus. Das Berliner Startup N26 hat jüngst angekündigt, sich aus Großbritannien zurückzuziehen. Doch ist das wirklich der einzige Grund?

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N26 gibt UK-Aus bekannt

Quelle: N26

Der Brexit hat seine Folgen – auch für britische Kunden des Berliner Startups N26. Die Smartphone-Bank hat Mitte Februar angekündigt, sich von der Insel zurückzuziehen. Der Grund: Wegen des Austritts Großbritanniens aus der EU könne N26 nicht mehr länger mit der europäischen Bankenlizenz agieren.

In der offiziellen Pressemitteilung des Fintechs heißt es: „Nachdem Großbritannien am 31. Januar 2020 die Europäische Union offiziell verlassen hat, gibt N26 heute bekannt, dass das Unternehmen sein Geschäft auf dem britischen Markt einstellen wird.“ Die Konsequenz: „Kunden […] werden gebeten, etwaiges Guthaben bis dahin auf ein alternatives Bankkonto zu überweisen.“

Aufwand und Komplexität werden zu hoch

Laut Pressemitteilung scheint der Brexit N26 keine andere Wahl gelassen zu haben, als sich vom britischen Markt zurückzuziehen. „Die politische Entscheidung hat […] zur Folge, dass N26 die Kunden in Großbritannien in Zukunft nicht mehr bedienen kann.“

Konkreter wird das Berliner Startup auf Nachfragen von finanz-szene.de. Dort heißt es:  „Als europäische Bank mit einer europäischen Banklizenz müssten wir komplexe regulatorische Maßnahmen umsetzen und Produktaktualisierungen vornehmen, um weiterhin in Großbritannien tätig sein zu können. Eine separate Lizenz für Großbritannien wäre mit einem erheblichen betrieblichen Aufwand und regulatorischer Komplexität verbunden.“

Teurer UK-Launch und zu starke Konkurrenz

Doch ist der Brexit tatsächlich der einzige Grund für den Insel-Rückzug? Viele Branchenkenner sehen auch in der starken Konkurrenz vor Ort einen Grund für den überraschenden Rückzug. Als N26 2017/2018 auf den britischen Markt drängte, hatten sich Revolut, Monzo und Starling bereits einen Namen gemacht. Mittlerweile gilt Revolut mit einer 5,5 Milliarden Dollar Bewertung als Platzhirsch auf dem Markt.

N26 konnte sich offenbar nicht gegen die starke Konkurrenz durchsetzen. Laut einem Beitrag auf dem Wirtschaftsblog Sifted im Dezember 2019 belegte das Berliner Startup bei den Fintech-Apps auf dem britischen Markt lediglich Rang 19.

Ein weiteres Problem war, dass Großbritannien nicht zum SEPA-Raum gehört. Demnach musste N26 dort für den Zahlungsverkehr eine eigene Infrastruktur inklusive Konto bei der Bank of England aufbauen. Die Konsequenz: Ein weniger umfangreiches Angebot als bei der britischen Konkurrenz. Kurzum: Der UK-Launch von N26 gestaltete sich nicht einfach und hat sich wahrscheinlich bis heute nicht ausgezahlt.

N26 wächst weiter, die Verluste auch

Wie auch immer die wahren Gründe geartet sind, fest steht, dass alle N26-Konten bis zum 15. April 2020 geschlossen werden sollen. Kunden werden darum gebeten, ihr Geld auf andere Bankkonten zu transferieren. N26-Mitarbeiter, die bisher in Großbritannien tätig waren, sollen künftig zu anderen Standorten wechseln. Britische Kunden mit Konten in anderen Märkten sind laut N26 nicht von der Konto-Schließung betroffen.

Erst vor kurzem hat das Berliner Startup innerhalb der EU die Marke von fünf Millionen Kunden überschritten. Zudem expandiert N26 gerade in neue Märkte wie den USA. In den kommenden Jahren hat die Smartphone-Bank eine Kundenanzahl von 50 Millionen anvisiert. Der Umsatz von N26 kletterte 2018 auf 43,6 Millionen Euro. Das ist im Vergleich zu 2017 fast viermal so viel. Doch trotz des steigenden Wachstums macht die Neobank noch immer Verluste und schreibt rote Zahlen.

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