Beim Thema Kryptowährungen sind sich der Chef der US-Notenbank und der Präsident der Bundesbank einig: vor der Einführung eines E-Dollars oder eines Krypto-Euros muss es eine breite Diskussion in der Öffentlichkeit und in den politischen Gremien geben.
US-Notenbankchef Powell zeigt sich zurückhaltend
Der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell sieht beim Thema digitaler Dollar keine Eile. Man wolle nicht der Erste sein, der bei der Krypto-Frage vorpresche, äußerte Powell im Rahmen einer virtuellen Konferenz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Laut Fed-Chef sei noch keine Entscheidung für oder wider den E-Dollar getroffen. Ein solches Projekt müsse erst in der breiten Öffentlichkeit diskutiert werden und von Regierung wie auch Kongress, am besten mit einem speziellen Gesetz, abgesegnet werden, ergänzte Powell. Erste Forschungen zu den technischen Möglichkeiten würden bereits vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston durchgeführt.
Sorge um die Stabilität des Finanzsystems
Powell ist nicht der einzige Notenbankchef, der den Kryptowährungen zurückhaltend gegenübersteht. Auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann äußerte auf der BIZ-Konferenz Bedenken. Im Einklang mit Powell nannte Weidmann Bitcoins spekulative Vermögensgegenstände, die nicht für umfangreichen Zahlungsverkehr oder zur Wertaufbewahrung geeignet seien. BIZ-Präsident Agustín Carstens wiederum warnte zudem vor sogenannten Stable Coins, die eine gängige Währung nachbilden: „Die müssen stets durch die Hinterlegung von Reserven der echten Währung abgesichert werden, und die Geschichte zeigt, dass solche Konstrukte krisenanfällig sind“, so der BIZ-Chef. Wie auf der virtuellen Konferenz deutlich wurde, ist die größte Sorge der Währungshüter, dass die Kunden bei einer Krise Geld aus den Banken abziehen und damit das Finanzsystem destabilisieren könnten.
Alternativen zum Krypto-Euro
In China, auf den Bahamas und in Schweden laufen bereits erste Pilotprojekte zu einer digitalen Landeswährung. Nach eigenen Angaben will die Europäische Zentralbank (EZB) bis Mitte des Jahres eine Entscheidung zum digitalen Euro fällen. Während EZB-Präsidentin Christine Lagarde dem Krypto-Euro recht offen gegenübersteht, rechnet Bundesbank-Präsident Weidmann eher damit, dass es noch viele Jahre dauern wird bis zu seiner Einführung. Alternativ könnte eine digitale Währung nur für den Zahlungsverkehr unter Banken eingeführt werden, so Weidmanns Vorschlag. Dazu habe es bereits ein Pilotprojekt gegeben. Außerdem sprach Weidmann die Möglichkeit an, dass automatisch funktionierende Smart Contracts, statt Teil eines digitalen Euros zu werden, Zahlungen innerhalb des konventionellen Systems auslösen.