Nach der richtungsweisenden Entscheidung des EZB-Rates für den digitalen Euro will die EZB nun ein Großprojekt lancieren: Zwei Jahre lange werden Experten der Zentralbank alle Aspekte der digitalen Währung prüfen, insbesondere auch Fragen zum Datenschutz und der Privatsphäre der Nutzer.
EZB-Rat stellt Weichen für den digitalen Euro
Die Planungen für einen digitalen Euro werden konkreter. Jetzt hat der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), das oberste geldpolitische Gremium der Eurozone, den vorläufigen Plänen für eine europäische CBDC (Central Bank Digital Currencies) zugestimmt. Die Politik auf europäischer und nationaler Ebene hatte schon zuvor ihre Unterstützung für den digitalen Euro signalisiert. „Es ist neun Monate her, dass wir unseren Bericht über einen digitalen Euro veröffentlicht haben”, zitierte die FAZ EZB-Präsidentin Christine Lagarde. “In dieser Zeit haben wir weitere Analysen durchgeführt, Beiträge von Bürgern und Fachleuten eingeholt und einige Experimente durchgeführt – mit ermutigenden Ergebnissen”, so Lagarde. All dies habe die EZB zu der Entscheidung veranlasst, einen Gang höher zu schalten und das Projekt des digitalen Euro zu starten. So wolle man sicherstellen, dass Bürger und Unternehmen auch im digitalen Zeitalter Zugang zur sichersten Form des Geldes, dem Zentralbankgeld hätten, erklärte die EZB-Chefin das Anliegen der Zentralbank.
Die EZB startet nun ein Großprojekt, zunächst befristet auf zwei Jahre. In der Zeit arbeiten die Experten der Zentralbank an einer möglichen digitalen Währung. Dabei sollen sowohl technische Aspekte als auch Fragen zum Datenschutz und zur Privatsphäre der Nutzer geklärt werden.
Bitkom-Studie zeigt großen Zuspruch in der deutschen Wirtschaft
Während die EZB Pläne für einen digitalen Euro schmiedet, scheint sich die deutsche Wirtschaft schon klar für die Digitalwährung entschieden zu haben: laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom wollen 78 Prozent aller Unternehmen ab 50 Beschäftigten, dass die Zentralbank den digitalen Euro einführt, das sind mehr als drei Viertel der mittelständischen Firmen. Lediglich 20 Prozent der befragten Unternehmen halten nichts von den CBDC-Plänen.
Für den digitalen Euro spricht aus Sicht der Unternehmen vor allem, dass sonst andere staatliche oder private Digitalwährungen zum Einsatz kommen könnten, die europäische Werte untergraben (78 Prozent). 69 Prozent der befragten Firmen plädieren für CBDC, damit auf dem künftigen Kapitalmarkt mit tokenisierten Wertpapieren nahtlose Zahlungs- und Abwicklungsprozesse möglich werden. 64 Prozent sehen einen Vorteil darin, dass auch bei abnehmender Bedeutung von Bargeld im digitalen Zeitalter den Bürgern der direkte Zugang zur Zentralbank erhalten bleibt.
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, erwarten 60 Prozent der Befragten, dass ein digitaler Euro es der Zentralbank in Krisenzeiten ermöglicht, neue geldpolitische Instrumente wie etwa Negativzinsen effektiver umzusetzen. 40 Prozent wiederum sehen den Bedarf für einen digitalen, programmierbaren Euro in der Industrie, um Zahlungsprozesse zu automatisieren – etwa, um Machine-to-Machine-Zahlungen im Internet of Things umzusetzen. Lediglich elf Prozent sind der Meinung, CBDC habe überhaupt keine Vorteile.