Immer mehr Direktbanken führen Kontoführungsgebühren ein. Damit wollen sie nicht etwa Kunden verschrecken, sondern zum Aktivwerden verleiten. Kundenbindung mal anders.
Mit Gebühren zum aktiven Bankkunden
Immer mehr Direktbanken verabschieden sich vom kostenlosen Girokonto-Modell.
Direkt- oder Onlinebanken galten lange als Garant für kostenlose Girokonten. Dies scheint sich nun mit einem Schlag zu ändern. Immer mehr Direktbanken führen Kontoführungsgebühren ein. Unter bestimmten Voraussetzungen bleibt das Girokonto für Kunden aber kostenlos. Diese Voraussetzungen haben zumeist etwas mit der Aktivität des Kunden zu tun. Denn nur ein aktiver Bankkunde ist für ein Institut ein – wirtschaftlich betrachtet – guter Kunde.
Die ING hat erst kürzlich bekanntgegeben, dass Kunden über 27 Jahre und mit einem monatlichen Geldeingang von weniger als 700 Euro eine Gebühr von 4,90 Euro pro Monat zahlen müssen. Bei der Fidorbank sieht es ähnlich aus: Kunden müssen ab sofort fünf Euro monatlich zahlen – es sei denn, sie tätigen im Monat mindestens zehn Transaktionen.
Zweit-Kontokunden hauptsächlich betroffen
Der Grund für diesen Vorstoß ist, dass viele Kunden von Direktbanken ihr Girokonto nur als zweit- oder sogar Drittkonto nutzen. Das eigentliche Gehaltskonto unterhalten die Kunden noch bei einer Filialbank. Damit können Direktbanken kein Geld verdienen.
Das kostenlose Girokonto war für Direktbanken lange eine Maßnahme, um Neukunden zu gewinnen. Das funktioniert bis heute. Doch trotz wachsender Kundenzahlen gehen die Wachstumsraten immer weiter zurück. Direktbanken müssen mehr Erträge erzielen. Und das geht nur über aktive Kunden. Das bestätigt auch der Vorstandsvorsitzende der ING Deutschland, Nick Jue, bei der jüngsten Bilanzpressekonferenz. Die Anzahl der Hausbank-Kunden soll steigen. Diejenigen, die von der neuen Gebühren-Richtlinie betroffen sind – rund 25 Prozent aller Girokonto-Besitzer bei der ING – werden zum Großteil Zweitkonto-Kunden sein.
Smartphone-Banken und Sparda-Banken könnten von neuem Gebührenmodell profitieren
Laut einer aktuellen Erhebung des Portals Biallo gibt es in Deutschland derzeit noch 45 Banken und Fintechs, die ein kostenloses Girokonto anbieten. Darin enthalten sind auch jene Institute, die ihre Konten nur unter bestimmten Voraussetzungen kostenlos anbieten – also auch die ING oder Fidorbank.
Profitieren von der neuen Strategie der Direktbanken werden vor allem Smartphone-Banken wie N26 und Revolut. Dort werden die Konten weiterhin uneingeschränkt kostenlos angeboten. Ein Großteil der online-affinen Direktbank-Kunden wird sich dorthin orientieren. Aber auch die Sparda-Banken können als Profiteure aus der neuen Situation hervorgehen. Diese haben sich nämlich dazu ausgesprochen, das kostenlose Girokonto ohne Bedingung beizubehalten.