In Deutschland wurden bislang weniger InsurTechs gegründet und gefördert als in anderen europäischen Ländern - obwohl die Bundesrepublik die größte Volkswirtschaft Europas ist. Eine aktuelle Studie zeigt, wo Nachholbedarf besteht.
Deutsche InsurTech-Szene hinkt hinterher
Obwohl Deutschland die größte Volkswirtschaft in Europa ist, werden hierzulande weniger Versicherungs-Startups gegründet und gefördert als in anderen Ländern. In Deutschland gibt es 128 InsurTechs, in Großbritannien sind es dagegen 224 und in Frankreich 194. Das geht aus einer aktuellen Studie zum deutschen InsurTech-Ökosystem hervor, die das Insurlab Germany, die Maschmeyer Group und Astorya.io veröffentlicht haben.
Trotz einer positiven Entwicklung in den letzten Jahren habe der deutsche InsurTech-Markt noch Nachholbedarf im internationalen Vergleich, heißt es in der Studie. An fehlenden Ideen oder einem fehlenden Willen liege es jedoch nicht - insbesondere regulatorische Vorgaben erschwerten Startups in Deutschland das Geschäft, da sie die erforderliche Zahlungsfähigkeit nachweisen und das entsprechende Kapital aufbringen müssten.
“Die deutsche InsurTech-Szene hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt, wie zahlreiche innovative Startups in unserem eigenen Ökosystem belegen. Unsere Studie macht allerdings deutlich, dass Deutschland noch Nachholbedarf hat und im internationalen Vergleich hinterherhinkt”, erklärt Sebastian Pitzler, Geschäftsführer der InsurLab Germany.
Wefox dominiert InsurTech-Szene
Die Studie zeigt auch, dass 62 Prozent der Investitionen seit 2019 in ein einziges deutsches Versicherungs-Startup geflossen sind, nämlich in Wefox. Ohne dieses Unternehmen sind die deutschen InsurTech-Finanzierungen der letzten vier Jahre nur halb so hoch wie in Frankreich und 42 Prozent der Finanzierungen in Großbritannien. Unterschiede zeigen sich zudem bei der Anzahl der bekannten Deals zwischen Investoren und Start-ups: Deutschland ist seit 2019 mit 46 Deals deutlich hinter Großbritannien und Frankreich zurückgefallen, das sind 55 Prozent bzw. 36 Prozent weniger.
Mangel an deutschen Investoren
Wie aus dem Report weiter hervorgeht, wird der weitaus größte Teil der InsurTech-Finanzierung von ausländischem Kapital dominiert. Im Vergleich zu den hohen IT-Budgets und den großen Vermögenswerten der deutschen Versicherungsunternehmen machen die gezielten Investitionen in InsurTechs nur einen sehr geringen Anteil aus. Es besteht demnach ein klarer Bedarf an deutschen Investoren, die Verständnis für die Regulierung und die Bedürfnisse im heimischen Insurtech-Ökosystem mitbringen.
Stefan Lemper, InsurTech-Investor und Partner bei der Maschmeyer Group, ergänzt: „Unsere Studie offenbart, dass Deutschland als größte europäische Volkswirtschaft bei Venture Capital Investments Startups generell und InsurTechs im Besonderen noch nicht auf Augenhöhe mit UK und Frankreich ist.“