In Deutschland werden immer weniger Bankautomaten genutzt. Nicht zuletzt seit dem Beginn der Corona-Pandemie heben die Kunden weniger Bargeld am Automaten ab. Die Betreiber der Geräte verzeichnen einen Einbruch von bis zu 75 Prozent bei der Nachfrage nach Cash.
Einbruch um 75 Prozent
Weil die Menschen seit Beginn der Corona-Pandemie häufiger mit der Karte oder dem Smartphone bezahlen, sinkt in Deutschland der Bedarf an Bargeld. Das hat auch Auswirkungen auf die Betreiber von Geldautomaten. Durch die Coronakrise sei die Nachfrage nach Bargeld an den Automaten um 75 Prozent eingebrochen, erklärte Kersten Trojanus, Geschäftsführer des Geldautomatenbetreibers IC Cash und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Geldautomaten. In der Arbeitsgemeinschaft haben sich freie Aufsteller von Geldautomaten zusammengeschlossen. Sie betreiben rund 5.000 Automaten bundesweit, das ist etwa ein Zehntel der gesamten in Deutschland betriebenen Geldautomaten. Der Einbruch ist dramatisch: laut Trojanus sind rund 1.000 der Geräte derzeit nicht in Betrieb, etwa 200 bis 300 wurden sogar komplett abgebaut.
Trend zum Abheben im Supermarkt
Das stetige Wachstum, das die Geldautomatenbetreiber noch bis vor zwei Jahren verzeichnen konnten, scheint endgültig vorbei zu sein. 2018 wurden noch 57.800 Geräte gezählt, seitdem sind die Zahlen rückläufig. Auch die Banken bestätigen den Trend zu weniger Bargeld: Die Commerzbank nennt einen Rückgang zwischen 10 und 15 Prozent, bei den Sparkassen ist ebenfalls von weniger Bargeld die Rede. Neben der Corona-Pandemie gibt es noch einen weiteren Grund, warum die Verbraucher immer seltener zum Geldautomaten gehen: mittlerweile bieten viele Supermärkte und Drogerien Bargeldabhebungen an der Kasse als zusätzliche Dienstleistung an. Der Bargeld-Service kommt gut an, jeder fünfte Kunde nutzt den Service im Laden bereits. Bei Rossmann ist das Geldabheben sogar ohne einen konkreten Einkauf möglich, bei dm unabhängig von einem Mindestbetrag.
Kostenfaktor Bankautomat
Geldautomaten sind zudem kostenintensiv: Zwischen 20.000 und 25.000 Euro kostet ein Gerät im Schnitt, die monatlichen Kosten liegen laut Branchenzahlen bei rund 2.000 Euro. Nach Angaben der Braunschweigischen Landessparkasse rechnet sich der wirtschaftliche Betrieb ab mindestens 2.000 Transaktionen pro Monat für die Bank. Hinzu kommt das Risiko, dass ein Bankautomat gesprengt oder über technische Tricks leergeräumt werden kann.
Dennoch lässt sich kaum von einem Ende der Geldautomaten sprechen. Etablierte Banken sehen gerade in ihrem dichten Netz an Geldautomaten ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Wettbewerbern wie den digitalen Neobanken. Mit 1.052 Geräten pro eine Million Einwohner liegt Deutschland im Mittelfeld bei der Geldautomaten-Dichte. Österreich und Portugal haben mit 1.500 bis 1.600 Automaten pro eine Million Einwohner die meisten Bankomaten. Ganz hinten liegen Länder wie Schweden, Finnland und die Niederlande, in denen das Bargeld kaum noch eine Rolle spielt.