Jeder zweite Anleger lässt sich beraten
Verbraucher schätzen Beratungsangebote im Bereich der Geldanlage und wären teilweise sogar bereit, einen Aufpreis dafür zu zahlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Strategieberatung Simon-Kucher & Partners in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Befragt wurden Anleger, die Wertpapiere besitzen oder handeln. Dabei stellte sich heraus, dass rund die Hälfte der Wertpapierkunden gelegentlich bis regelmäßig eine Beratung in Anspruch nimmt. Weitere 24 Prozent der Befragten ziehen eine Beratung in Erwägung, darunter vor allem Anleger unter 30 Jahren.
Überforderte Verbraucher wünschen sich mehr Beratung
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, besteht aber auch ein großes Verbesserungspotenzial, sowohl beim allgemeinen Beratungsservice als auch beim Einsatz digitaler Tools. So zögert die Hälfte der beratungsaffinen Kunden bei Anlage-Entscheidungen, weil die Auswahl zu groß ist. Knapp zwei Drittel wünschen sich zudem eine proaktive Wertpapierberatung. Dieser Service werde derzeit im Retail-Bereich kaum angeboten, erklärt Maximilian Biesenbach, Partner und Bankexperte bei Simon-Kucher & Partners. Als Grund nennt Biesenbach mangelnde Skalierbarkeit von persönlicher Beratung vor Ort.
Eine weitere interessante Erkenntnis der Umfrage: Die Mehrheit der Kunden, die grundsätzlich keine Beratung in Anspruch nehmen möchten (54 Prozent), hat trotzdem den Wunsch nach konkreten Tipps zur Wertpapier-Investition über Online-Kanäle. Darüber hinaus fordern knapp zwei Drittel der Befragten eine bessere Nachvollziehbarkeit der Empfehlungen. Etwas mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer wünscht sich ein verstärktes Eingehen auf kundenindividuelle Präferenzen. Bei 70 Prozent der Kunden, die ihr Geld in ETFs und Fonds anlegen, hängt die Kaufentscheidung vom Thema ab, in das ein Fonds oder ETF investiert.
Kunden sind unzufrieden mit der Bankberatung
Die Umfrage zeigt auch, dass knapp die Hälfte der beratungsaffinen Kunden mit dem digitalen Beratungsangebot ihrer Bank nicht zufrieden ist. 45 Prozent wünschen sich einen hybriden Ansatz aus digitaler und stationärer Beratung. Unter den weniger beratungsaffinen Kunden erwarten dies sogar 64 Prozent.
Tatsächlich wäre ein Drittel der beratungsaffinen Kunden bereit, für eine digitale Beratung zu bezahlen. Für eine persönliche Beratung würden in diesem Kundensegment sogar 55 Prozent einen Aufpreis akzeptieren. Investitionen der Banken in bessere Digitalservices könnten sich also nicht nur indirekt, über eine höhere Kundenzufriedenheit und steigende Umsätze auszahlen, sondern auch direkt zu zusätzlichen Erlösen über Gebühren und Aufschläge führen.