Der Einfluss außereuropäischer Zahlungsdienste auf den EU-Zahlungsverkehr nimmt stetig zu. Die EU-Finanzkommissarin Meiread McGuiness sieht diese Entwicklung mit Sorge und dringt auf eine schärfere Kontrolle.
Warnung vor außereuropäischen Zahlungsdiensten
Die neue EU-Finanzkommissarin Meiread McGuiness steht digitalen Bezahldiensten wie Apple Pay, Google Pay, Alipay und WeChat Pay skeptisch gegenüber. Die Ambitionen der dahinterstehenden Konzerne aus den USA und China müsse man mit Vorsicht betrachten, warnte die Irin auf einer virtuellen Konferenz der Bundesbank zur Zukunft des europäischen Zahlungsverkehrs. „Wer die Zahlungssysteme kontrolliert, kontrolliert zunehmend unsere modernen, hoch digitalisierten Volkswirtschaften“, gab McGuiness zu Bedenken. Insbesondere, da diese bargeldlosen Dienste für grenzüberschreitende Zahlungen nicht aus Europa kämen.
Ambitionen der Datenkonzerne
Zahlungsdienste stellten eine Goldgrube für Daten dar, erklärte die Finanzkommissarin. Jeder, der Zugang zu diesen Daten habe, wisse sehr viel über unseren Geschmack, unsere Vermögensverhältnisse und unsere Gewohnheiten. Immer mehr Unternehmen würden auf diesen Schatz aufmerksam und zeigten wachsendes Interesse an Zahlungen, einige von ihnen würden sogar Lizenzen von Zahlungsdienstleistern erwerben. Dabei nannte McGuiness keine Namen, sagte aber, dass diese Unternehmen oft zu den größten der Welt gehörten und von Daten lebten. Diese Datenkonzerne würden sich jetzt zu den größten Konkurrenten der Banken aufschwingen. Eine schärfere Kontrolle und gleiche Wettbewerbsbedingungen seien wichtiger denn je, forderte die Irin: „Unternehmen, die in den Zahlungsverkehrsmarkt eintreten, wer auch immer sie sind und woher auch immer sie kommen, müssen dem gleichen Regulierungs- und Aufsichtsniveau unterworfen werden.“
Europäische Alternativen gefordert
Leider könne die europäische Wirtschaft den mobilen Bezahllösungen der datengetriebenen Wirtschaft aus anderen Kontinenten wenig entgegensetzen, bedauerte McGuiness. Zwar gebe es viele inländische Zahlungsmittel in Europa, aber man könne sie nicht zuverlässig über Grenzen hinweg benutzen. Das sei bedauerlich, denn moderne Lösungen wie Sofortzahlungen und Smartphone-Apps hätten viel Potenzial und kämen vor allem bei der jüngeren Generation gut an. Die geplante European Payments Initiative (EPI), mit der eine moderne, pan-europäische Zahlungsinfrastruktur aufgebaut werden soll, sei ein guter Weg in die richtige Richtung, lobte die EU-Politikerin.