Erfolg und Misserfolg im Jahr 2019
Das Wirtschaftsmagazin Forbes hat Gewinner und Verlierer der Fintech-Szene für das Jahr 2019 ermittelt. Die Auswahl bezieht sich in erster Linie auf westliche Unternehmen aus dem Bankgeschäft, Fintechs aus Asien oder Afrika wurden bei der Zusammenstellung nicht berücksichtigt. Für China und seine höchst erfolgreichen Superapps wäre ein eigenes Ranking erforderlich, ebenso gibt es spannende Entwicklungen auf dem indischen Fintech-Markt. Auch im Börsenhandel und Versicherungswesen gab es 2019 interessante Start-Ups, die hier aber wie bereits erwähnt nicht aufgenommen wurden. Eine Feststellung gilt allerdings für alle Bereiche: nicht alle Gewinner des Jahres 2019 sind Start-Ups und nicht alle Verlierer sind die etablierten Unternehmen.
Fintech-Gewinner 2019
Die Online-Plattform für Privatkredite des Bankinstituts Goldman Sachs, „Marcus“ sieht Forbes als einen der Gewinner der Fintech-Szene 2019. Während viele mittelgroße Banken um Einlagen kämpfen, beendete Marcus das Jahr 2018 mit rund 35 Milliarden an Einlagen, bis im Oktober dieses Jahres wuchs die Summe noch einmal auf etwa 50 Milliardn US-Dollar. Insbesondere die Kooperation mit Apple bei der neuen Kreditkarte Apple Card bescherte dem 2016 gegründeten Unternehmen dieses Jahr viel Erfolg: am Ende des dritten Quartals konnte Goldman Sachs einen Kreditumfang von rund 10 Milliarden für Apple Kunden vorweisen. Goldman Sachs hat bislang 80 Millionen US-Dollar im Jahr 2017 plus weiter 160 Millionen in 2018 ausgegeben, um für Marcus zu werben. Im Jahr 2019 investiert das Geldinstitut 270 Millionen in das Breitengeschäft, das ist ungefähr so viel, wie BBVA, Santander und USAA gemeinsam für ihre Marketingaktivitäten in den USA ausgeben.
Ein weiterer Winner des Jahres 2019 ist die US-amerikanische Digitalbank „Chime“: das 2013 gegründete Unternehmen hält im Dezember 2019 eine Gesamtsumme von 6,5 Millionen US-Dollar, der geschätzte Wert des Start-Ups liegt bei 6 Milliarden Dollar. Für das Jahr 2019 erwartet Chime Einnahmen in Höhe von 300 Millionen Dollar. Marktanalysten weisen allerdings darauf hin, dass die Mehrheit der Chime-Kunden aus Segmenten mit niedrigen und mittleren Lohnstrukturen kommt – was für einen Markteintritt in das Kreditgeschäft wenig vorteilhaft sein könnte. Zudem setzt Chime auf Einnahmen aus dem Interbankenentgelt. Angesichts der Bestrebungen von Politik und Finanzmarkt, diese Gebühren zu senken, könnte das ein weiterer problematischer Aspekt des Geschäftsmodells von Chime sein.
Weitere erfolgreiche Fintechs des Jahres 2019 sind Zelle, Stripe, TransferWise und Brex.
Verlierer der Fintech-Szene 2019
Das Fintech „Robinhood“ für innovativen Aktienhandel scheint mit 10 Millionen Konten und einem geschätzten Wert von 7,6 Milliarden Dollar zu den Gewinnern des Jahres zu zählen. Weit gefehlt, meint das Magazin Forbes und stuft das Start-Up bei den Verlierern ein. Warum? Robinhood musste 2019 einige Pannen hinnehmen: der Versuch, ein Girokonto zu launchen misslang. Wie sich herausstellte, war das gebührenfreie Konto nicht durch die SIPC versichert. Zudem erlaubte eine Panne im System den Robinhood-Kunden, Aktien mit geliehenem Vermögen zu handeln, so dass sie praktisch Zugang zu gratis Geldmitteln hatten.
Auch die Digitalbank „Revolut“ hatte keinen guten Start in das Jahr 2019: eine Werbekampagne für den Valentinstag ging nach hinten los, weil dabei der Eindruck entstand, Revolut würde die Kaufvorlieben seiner Kunden allzu genau aufzeichnen und die Privatsphäre zu wenig respektieren. Kurz darauf enthüllte das Branchenmagazin Wired unseriöse Praktiken bei der Einstellung von Mitarbeitern sowie Probleme mit dem Arbeitsklima an Revolut-Standorten. Ein weiterer Bericht im März 2019 brachte Anschuldigungen wegen Anzeigendiebstahl, manipulierten Daten, Geldwäsche und schlechten Arbeitsbedingungen an die Öffentlichkeit. Auch ging offenbar eine Überweisung von 70.000 Pfund verloren.
Auch die Fintechs GreenSky, SynapseFI, OnDeck und die Krypto-Pläne von Facebook zählt Forbes zu den Verlierern des Jahres 2019.