Die Frankfurter Universalbank Degussa will zum Oktober 50 bis 60 Filialen schließen. Die Standorte sollen künftig durch virtuelle Bank Shops ersetzt werden. Mit einer digitalen Offensive möchte man neue Kunden gewinnen.
Degussa-Filialen bleiben geschlossen
Filialschließungen sind derzeit offenbar das Gebot der Stunde. Praktisch alle deutschen Großbanken haben bereits eine Strategie entwickelt, wie das Filialnetz ausgedünnt werden soll. Wie jetzt bekannt wurde, wird auch die Degussa Bank zahlreiche Standorte schließen. Im Rahmen der Corona-Pandemie wurden von den ursprünglich 300 Degussa Bank Shops über ein Drittel geschlossen, wie es scheint, werden sie auch nicht wieder eröffnen. Übrig geblieben sind 129 Filialen, die jetzt weiter reduziert werden sollen: “Wir schließen 50 bis 60 Bank Shops am 1. Oktober und ersetzen sie durch den virtuellen Bank Shop”, zitierte die Börsen-Zeitung den Vorstandsvorsitzenden Jürgen Eckert.
Der digitale Bank Shop soll das klassische Online-Banking ergänzen. Kunden können die Online-Filiale fast wie im echten Leben betreten, verfügbare Berater auswählen und etwa per Videotelefonie direkten Kontakt zu ihnen aufnehmen, so die Beschreibung der Degussa. Einzigartig sei, dass der Kunde Zugriff auf die Kalender der Bankmitarbeiter hat und einen Termin selbst auswählen könne. Für die selbst entwickelte Online-Filiale hat die Degussa Bank laut Eckert ein Patent in Deutschland, Europa und den USA angemeldet.
Degussa plant digitales Ökosystem
Die virtuellen Bankfilialen sollen laut Eckert Teil eines digitalen Ökosystems sein, von dem man sich bei der Degussa neue Kunden und Erträge erhofft. Im Zuge der digitalen Offensive soll die Zahl der Kunden von derzeit 1,3 Millionen bis 2025 auf 4,8 Millionen steigen, heißt es in der BÖZ. Ambitionierte Pläne, meinen Branchenkenner, die wohl nur schwer zu erreichen seien.
Um den Kundenzuwachs anzukurbeln, sollen hohe Investitionen fließen, sagte CEO Eckert gegenüber der Zeitung: Nachdem die Degussa Bank in den vergangenen fünf Jahren jährlich 10 bis 15 Millionen Euro für die Digitalisierung ausgegeben habe, sollen mindestens noch für drei Jahre Beträge in dieser Größenordnung investiert werden.
Tatsächlich sind die Mitinhaber der Degussa Bank Christian Olearius und Max Warburg seit gut einem Jahr auf der Suche nach einem Käufer für das Institut. Bislang hat sich noch kein Käufer gefunden. Olearius und Warburg, die inmitten des Cum-ex-Skandals stehen, hatten die Mehrheit an der Frankfurter Universalbank 2006 von der ING-DiBa übernommen. In der Branche wird ein Kaufpreis zwischen 200 und 400 Millionen Euro kolportiert.