Die Wertschöpfungskette wird neu sortiert
Es ist nicht einfach, Prognosen für das Jahr 2021 abzugeben. Wird es ein zweites Coronajahr, wie 2020 oder wird es ein Jahr des Aufschwungs? Das Wirtschaftsmagazin Forbes hat jetzt einen Ausblick auf die Top Trends im Banking und Fintech-Bereich im kommenden Jahr gewagt. Autor Ron Shevlin, Chef von Fintech Research bei der Unternehmensberatung Cornerstone Advisors identifiziert 2021 als „das Jahr der unterbrochenen Wertschöpfungskette“: Änderungen und Brüche in der Wertschöpfungskette bei Banken und Fintechs werden das kommende Jahr maßgeblich bestimmen, meint der Branchenexperte.
Kleine Unternehmen als neue Zielgruppe
Die Geschäftsbeziehungen zu kleinen Unternehmen sind 2020 stärker in den Fokus gerückt. So schloss Amazon eine Kooperation mit Goldman Sachs und ermöglicht Dritten ab sofort, Geld direkt an die Händler der Plattform zu verleihen. Auch der Zahlungsdienstleister Stripe startet mit Stripe Treasury einen Dienst, mit dem Plattformen wie Shopify Händlern Zugang zu Finanzprodukten bieten können. Kleine Unternehmen werden auch im Jahr 2021 als neue Zielgruppe eine größere Rolle spielen. Allein in den USA geben kleine Unternehmen mehr als 500 Milliarden Dollar für Buchhaltung, Rechnungsstellung und Zahlungsakzeptanz von Drittanbietern aus. In Deutschland geht beispielsweise das Fintech Kontist einen Schritt in diese Richtung, indem es über das Geschäftskonto hinaus einen Steuerservice anbietet.
Lohn- und Gehaltsabrechnungen im Fokus
Bisher konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Banken und Fintechs auf den Bereich der Girokonten und Zahlungsdienste (Payment). Im Jahr 2021 wird der Fokus nun auch auf den Bereich Lohn- und Gehaltsabrechnungen (Payroll) ausgeweitet. Neue Angebote sind etwa Dienste, die einen flexiblen Zugang zum Lohn ermöglichen („Gehalt auf Anfrage“), kurzfristige Kredite als Gehaltsvorschuss mit moderaten Zinsbedingungen sowie Gehaltsabrechnungen in Kryptowährung.
Trendthema Finanzielle Gesundheit
Das Thema „Finanzielle Gesundheit“ steht ganz oben auf der Agenda für 2021. Die weltweite Covid-Pandemie bringt auch große wirtschaftliche Herausforderungen mit sich, so dass die Finanzsituation von Unternehmen wie Verbrauchern ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Banken und Fintechs können im kommenden Jahr mit neuen Angeboten zeigen, wie sehr sie sich wirklich für die finanzielle Gesundheit der Verbraucher einsetzen möchten.
Kooperationen zwischen Banken und Fintechs
Bisher hat ein Ungleichgewicht den Markt bestimmt zwischen vielen Fintechs, die gerne mit einer Bank zusammenarbeiten würden und wenigen Banken, die dafür wirklich gerüstet sind. Viele klassische Geldinstitute sind der Meinung, das größte Hindernis für innovative Kooperationen sei ihr schwerfälliges IT-Kernsystem, das sich nicht erneuern lasse. Diese Einstellung lässt sich im Jahr 20212 nicht mehr aufrechterhalten. Ein weiterer Trend für das 2021 besteht also in der Verbesserung von Fintech-as-a-Service, so dass es zu einer größeren Anzahl an Kooperationen zwischen Banken und Technologie-Start-Ups kommen kann.