Finleap kämpft mit Corona-Konsequenzen
Das Fintech Finleap hat zu Zeiten der Corona-Krise doppelt Pech. Wie kein anderes Fintech bekam das deutsche Unternehmen die Krise so früh und deutlich zu spüren, wie bisher kaum ein anderer Player auf dem Fintech-Markt. Der Grund dafür ist bitter: Einer der größten Anteilseigner kommt aus China und der wichtigste Markt außerhalb Deutschlands ist Italien. Beides große Corona-Krisenherde.
„Normalerweise bin ich jemand, der sich nicht so schnell nervös machen lässt. Im Gegenteil: Wenn sich geschäftliche Situationen zuspitzen, wenn also das ansteht, was man im Basketball „Crunch time“ nennt, die entscheidenden Minuten des Spiels – dann merke ich, wie ich innerlich ruhiger werden, selbst wenn um mich herum die Anspannung steigt. Das ist in der jetzigen Lage in der Tat ein wenig anders“, so Ramin Niroumand, CEO von Finleap, in einem Interview mit finanz-szene.de.
Maßnahmen im Kampf gegen das Virus
Seit mehr als zwei Wochen herrsche bei Finleap bereits Ausnahmezustand. Es gibt laut Niroumand einen „Travel ban“ für internationale Geschäftsreisen, für Reisen innerhalb Deutschlands braucht es die Zustimmung von der Geschäftsführung. Zudem sind die Mitarbeiter, von denen es am Berliner Standort rund 1.400 gibt. Dazu angehalten, von zuhause aus zu arbeiten.
„Der Verantwortung, die ich meinen Mitarbeitern gegenüber habe, muss ich momentan ganz besonders gerecht werden. Denn es geht ja im Kern um ein gesundheitliches Thema. Zugleich habe ich aber auch eine Verantwortung dem Unternehmen gegenüber. Und eine Verantwortung dafür, dass Löhne nicht nur bezahlt werden, sondern auch bezahlt werden können“, erklärt Niroumand im Interview.
Bevorstehendes Fintech-Sterben ist nicht das Ende vom Fintech-Boom
Die Corona-Krise hat nicht nur Auswirkungen auf Finleap allein, sondern auf die gesamte Fintech-Szene in Deutschland. So geht Niroumand davon aus, dass sich die Konsolidierung der Startups durch die Virus-Krise beschleunigen wird, und fügt an: „Und ja, wenn sich die Lage nicht rasch wieder entspannt, und danach sieht es ja leider aus, dann wird es, weil notwendige Fundings ausbleiben, möglicherweise auch das ein oder andere Fintech erwischen, das damit noch vor Kurzem nie und nimmer gerechnet hätte.“
Ein Ende des deutschen Fintech-Booms sieht er aber nicht. Im Gegenteil: „Meine These lautet: Auf mittlere und lange Sicht wird diese Krise die wirklich starken Fintechs noch stärker machen.“ Was also tun? Ganz einfach: schnell sein. Die Stärke von Fintechs liegt in ihrem schnellen Handeln. Genau darauf müsse man sich jetzt konzentrieren, betont Niroumand. „Wenn es eine Lehre aus 2008 gibt, dann die, dass die amerikanischen Banken die Krise besser überstanden haben als die europäischen, weil sie eben nicht herumlaviert haben. Sondern: Da wurde Tabula rasa gemacht. Und dann ging es weiter.“
Fintech-Szene am Beginn eines Wandels
Letztendlich sieht der Fintech-CEO die Corona-Krise als eine Art transformativen Prozess. Wo vor der Krise alle für ein Meeting um die Welt gejettet sind, funktioniert das aktuell wunderbar per Video-Konferenz. Vielleicht führt die Corona-Krise am Ende dazu, „dass wir alle weniger fliegen, ohne dass wir deswegen weniger Geschäfte abschließen, dann wäre das ja durchaus begrüßenswert“, resümiert Niroumand. Das findet sicher auch die Umwelt, die bisher am meisten vom Corona-Virus profitiert.