Auch die Finanzbranche ächzt unter den Folgen der Corona-Krise. Auch wenn die Belastung noch lange nicht so hoch ist wie in der Finanzkrise 2008/09, müssen die Banken doch deutliche Kreditverluste verkraften. Transformationsprozesse sind unumgänglich, will das Banksystem rentabel bleiben.
Corona kippt das Ertragsmodell der Banken
Die Folgen des Corona-Lockdowns treffen europäische Banken schwer. Einer Studie zufolge müssen Finanzinstitute in den nächsten drei Jahren mit Kreditverlusten von über 400 Milliarden Euro rechnen.
Über 400 Milliarden Euro an Kreditverlusten müssen die europäischen Banken in den nächsten drei Jahren als Folge der Corona-Krise verkraften. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Beratungsagentur Oliver Wyman. Laut Untersuchung seien die europäischen Bankinstitute bereits vom Lockdown im Frühjahr hart getroffen worden, hinzu kämen nun aber hohe Kreditausfälle durch die schwierige wirtschaftliche Situation während der Corona-Pandemie. Für die umfangreiche Studie wurden Zahlen in neun europäischen Ländern erhoben (Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien, den Niederlanden, Italien, Schweden, Griechenland und Portugal). Die Aussagen zu der Corona-Belastung der Banken berücksichtigen Ausfallraten bei Privat- und Firmenkunden, Rückstellungen, Erträgen und anderen Bankenkennzahlen.
Deutsche Banken müssen sich erneuern
Auch wenn sich die Corona-bedingten Kreditverluste in Milliardenhöhe bewegen, haben sie noch nicht das Ausmaß der Finanzkrise von 2008/09 erreicht. Bislang betragen die Corona-Verluste noch nicht einmal 40 Prozent der Ausfälle während der globalen Finanzkrise vor zwölf Jahren. Eine ernsthafte Gefahr für das System bestehe laut der Wyman-Studie demnach nicht. Allerdings sei insbesondere das wenig profitable und sehr kostenintensive deutsche Bankensystem jetzt gefragt, nachhaltiger und rentabler zu werden. Sonst könnten bis zu fünf Prozent der Banken in einen Bereich rutschen, der aufgrund der fehlenden Re-Kapitalisierung unter dem regulatorischen Minimum liege, mahnen die Studienautoren. Hier sei auch die Unterstützung von Industrie, Aufsichtsbehörden und Politik gefragt.