Umständliche Identitätsprüfungen
Wer bei einer Bank ein Konto oder ein Wertpapierdepot eröffnen will, kann dies zwar bequem online erledigen. Die Identitätsfeststellung wird hingegen oftmals zu einem bürokratischen Akt, bei dem man entweder in einer Bankfiliale vor Ort oder bei der Post seinen Ausweis zeigen muss.
Etwas einfacher geht es mit dem Video-Ident-Verfahren, das einige Banken anbieten. Über ein kurzes Videotelefonat mit einem Ident-Dienstleister kann man sich zumindest von zuhause aus identifizieren. Dafür hält man einfach den Ausweis in die Kamera von Laptop, Tablet oder Smartphone.
Voraussetzungen für E-Ident
Die Comdirect bietet nun eine Funktion an, bei der sich der Kunde sowohl den Weg zur Post oder Bank als auch ein aufwendiges Video-Telefonat sparen kann. Mit der sogenannten E-Ident benötigt der Bankkunde einen neuen Personalausweis im Scheckkartenformat. Dieser wird zwar bereits seit acht Jahren ausgestellt, die benötigte Online-Ausweisfunktion ist aber erst seit Juli 2017 automatisch aktiviert. Zuvor konnte jeder selbst entscheiden, ob er die Funktion aktiviert haben wollte oder nicht.
Wer solch einen Ausweis mit aktivierter Online-Funktion besitzt, kann sich bei der Comdirect nach Antragsstellung ganz einfach mit der E-Ident-Funktion identifizieren. Neben dem Ausweis wird auch die dazugehörige PIN benötigt. Bisher steht die Funktion nur für Android-Geräte zur Verfügung. Nutzer von Apples iPhone und iPad können E-Ident noch nicht nutzen.
So funktioniert das neue Verfahren
Wer ein Android-Gerät nutzt, lädt sich im Google Play Store die „Comdirect“-App herunter: Achtung: Nicht verwechseln mit der „Comdirect mobile App“. Ist die App heruntergeladen, startet der Nutzer E-Ident und scannt den QR-Code auf seinem Depotantrag. Anschließend tippt er in der App die sechsstellige Ausweis-PIN ein. Dann muss der Personalausweis hochkant an die Rückseite des Smartphones gehalten werden. Innerhalb von drei bis vier Sekunden wird die PIN überprüft, und die Ausweisdaten werden an die Bank weitergeleitet.
Bisher ist das E-Ident-Verfahren ausschließlich für Trading-Konten nutzbar. Für die Girokontoeröffnung soll es laut Comdirect bald zum Einsatz kommen.
Sicherheitsfragen
Wer noch Sicherheitsbedenken hat, kann beruhigt sein. Die E-ID-Technologie wurde vom Darmstädter Finanz-Start-up Authada entwickelt. Anfang 2018 hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die mobile Identifizierungslösung des Fintechs zertifiziert. Somit hat das BSI bestätigt, dass Authada die höchsten sicherheitstechnischen Anforderungen erfüllt.
Einsatzgebiete und Erweiterungen
E-Ident kann sich nach Einschätzung von Mario Thaten, Partner der Unternehmensberatung McKinsey, nur richtig durchsetzen, wenn die Ausweisfunktion für den Bürger an möglichst vielen Stellen einsetzbar ist. „Das ist ein typischer Netzwerkeffekt: Nur wenn sehr viele Verbraucher das System nutzen, weil es für sie einfacher ist, wird es sich durchsetzen.“ Bisher wird E-Ident vor allem in Online-Bürgerdiensten einzelner Behörden genutzt.
Zudem gebe es wichtige Erweiterungen, die laut Thaten zügig folgen sollten. Dazu zählt vor allem die qualifizierte elektronische Signatur (QES), die ebenso rechtsgültig ist wie die Unterschrift auf Papier Das Fintech Authada arbeitet bereits an dieser Funktion. Matthias Hach, Vorstandsmitglied der Commerzbank-Tochter Comdirect, erklärt dazu: „Wenn die Kunden Formulare ausdrucken und unterschreiben müssen, ist das jedes Mal ein unangenehmer Medienbruch. Deshalb schauen wir uns auch die Einsatzmöglichkeiten der qualifizierten elektronischen Signatur an.“