Noch nie zuvor wurde so viel frisches Kapital an Startup-Unternehmen ausgegeben: mit 157 Milliarden Dollar markiert das Jahr 2021 bereits nach sechs Monaten einen neuen Rekord. Marktbeobachter warnen bereits vor einer zweiten Dotcom-Blase.
Rekordjahr für Fintech-Fundings
Im zweiten Quartal 2021 haben junge Unternehmen weltweit 157 Milliarden Dollar eingesammelt – so viel wie noch nie zuvor. Das weckt Erinnerungen an die Dotcom-Blase. - Quelle: Shutterstock.com
Laut einem aktuellen Bericht des Beratungsunternehmens KPMG erreichen die Investitionen in Startups weltweit einen Rekordstand: im zweiten Quartal 2021 erhielten junge Unternehmen 157,1 Milliarden Dollar an Risikokapital, das in mehr als 7.600 Deals vergeben wurde. Das ist die höchste, jemals gemessene Summe an Venture-Capital-Investitionen.
In Europa sorgten vor allem die Fintechs für ein erneutes Rekordvolumen bei den Fundingrunden: so sammelte der Berliner Neobroker Trade Republic im zweiten Quartal 900 Millionen Dollar ein, das Insurtech Wefox 650 Millionen Dollar und der schwedische Payment-Riese Klarna 639 Millionen Dollar. Das zweite Corona-Jahr 2021 könnte zu dem bislang besten Venture-Capital-Jahr aller Zeiten werden, schreibt die FAZ mit Blick auf einen Report des Finanzdatendienstleisters Pitchbook: Während früher Finanzierungsrunden in Höhe von 100 Millionen Dollar und mehr die Ausnahme waren, habe es allein im ersten Halbjahr fast 200 solcher Deals gegeben.
Marktexperten warnen vor einer neuen Dotcom-Blase
Und nicht nur die Höhe der Beträge habe sich geändert, auch die Zusammensetzung der Investoren sei vielfältiger geworden. Neben den klassischen Wagniskapitalgebern gebe es mittlerweile auch andere Geldgeber wie Hedgefonds oder Mutual Fonds, Pensions- und Staatsfonds, Family Offices oder Stiftungen. Nach Einschätzung von Branchenexperten beförderten die vielen erfolgreichen Börsengänge und substanziellen Finanzierungsrunden die Gier der Investoren. Dadurch sitze auch das Geld bei den Venture-Capital-Fonds lockerer. Aktuell herrsche eine gefährliche Euphorie im westlichen Markt – auch begünstigt durch die Corona-Krise und eine gewisse Goldgräberstimmung, zitiert die FAZ den Analysten Arnd Petmecky von der Unternehmensberatung Bürgenstock Associates.
So mancher Marktteilnehmer fühlt sich bei den aktuellen Rekordsummen an die Dotcom-Blase Ende der Neunziger erinnert. Damals war sehr viel Kapital in junge Unternehmen ohne nachhaltige Geschäftsmodelle geflossen. Petmecky sieht zwei fundamentale Risiken für eine Blase: Wenn sich etwa die Kriterien für das Wachstum als unrealistisch erweisen, zum Beispiel bei weiteren Rückschlägen in der Corona-Krise oder mangelhaften Bewertungen von klinischen Produkten. Zudem spiele auch der Faktor Zeit eine Rolle, weil nicht alle neuen Startups in bestimmten Märkten bestehen könnten. Mitläufer- und Nachahmereffekte beförderten das Risiko einer Blase, so Petmecky gegenüber der FAZ.