Was sind die Krypto-Strategien deutscher Banken?
Die kürzliche Zulassung des ersten Spot-Bitcoin ETFs in den USA hat auch in Deutschland das Interesse an Blockchain und Kryptowährungen neu entfacht. In einem Markt, der zunehmend digitale Assets in den Fokus rückt, stehen deutsche Banken vor der Herausforderung, innovative Finanzprodukte anzubieten, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Analyse von digit.cologne widmet sich der Frage, wie gut deutsche Banken derzeit auf die steigende Nachfrage nach Kryptowährungen vorbereitet sind und welche Strategien sie entwickeln, um in der Welt der digitalen Vermögenswerte nicht den Anschluss an FinTechs, Neobanken und die internationale Konkurrenz zu verlieren.
Die Stufen der Integration
Die Integration von Krypto Ökosystemen in bestehende Banksysteme ist komplex und erfordert neue technologische Kenntnisse und veränderte Prozesse. Generell lässt sich feststellen, dass Banken und Sparkassen sich dem Kryptosektor in drei Intensitätsstufen nähern: Von der Unterverwahrung über die direkte Verwahrung bis zur eigenständigen Emission von tokenisierten Assets.
Stufe 1: Unterverwahrung
Das Unterverwahrungsmodell ermöglicht es Banken, Krypto-Vermögenswerte für Kunden zu kaufen, zu halten und zu verkaufen, indem sie die Custody-Aufgaben an externe Partner auslagern. Dies beschleunigt die Markteinführung, reduziert die Komplexität und Kosten, birgt jedoch auch Risiken wie eingeschränkte operative Flexibilität und Gegenpartei-Risiken durch den Unterverwahrer, einschließlich geopolitischer und regulatorischer Risiken je nach Gerichtsbarkeit.
Stufe 2: Direkte Verwahrung
Die direkte Verwahrung von Kryptowerten ermöglicht die sichere Aufbewahrung durch Cold-Wallet-Lösungen und bietet volle Kontrolle über digitale Vermögenswerte, hohe Effizienz und eine flexible Gestaltung der Nutzererfahrung. Einige deutsche Institute haben bereits Krypto-Verwahrlizenzen beantragt oder erhalten.
Stufe 3: Tokenisierung
Finanzinstitute gehen einen Schritt weiter, indem sie digitale Token ausgeben, um verschiedene Vermögenswerte zu repräsentieren und handelbar zu machen. Dies ermöglicht die Handelbarkeit bisher illiquider Vermögenswerte. Zusätzlich bieten sie Dienstleistungen wie die Verwahrung von nicht-bankfähigen tokenisierten Vermögenswerten, komplexe Wallet-Modelle, Staking und Leihdienste an. In Zukunft wird dies spannende neue Möglichkeiten eröffnen, u.a. den Einsatz von Smart Contracts und Peer-to-Peer-Modellen, ohne Intermediäre.
Krypto-Integration deutscher Finanzhäuser
Im Jahr 2024 nimmt die Integration von Krypto-Dienstleistungen in das Angebot traditioneller Finanzinstitute weiter an Fahrt auf und verändert die Art und Weise, wie Banken und Sparkassen mit digitalen Vermögenswerten umgehen. Es lässt sich festhalten: Die meisten hier untersuchten deutschen Bankhäuser haben eine Krypto Strategie.
DEUTSCHE BANK
Die Deutsche Bank plant, einen Euro-denominierten Stablecoin über ihr Joint Venture AllUnity zu emittieren und hat eine Verwahrlizenz für Kryptowerte beantragt. Dies zeigt eine hohe Krypto-Bereitschaft.
BANKHAUS SCHEICH/TRADIAS
Mit ihrer Plattform Tradias bietet das Bankhaus Scheich umfangreiche Krypto-Dienstleistungen an und positioniert sich stark im B2B-Bereich für digitale Assets.
DEUTSCHE BÖRSE
Mit der Entwicklung der DLT-Plattform D7 und dem Erwerb von FundsDLT zeigt die Deutsche Börse eine hohe Präsenz und Innovationsbereitschaft im DLT- und Krypto-Bereich.
DZ BANK
Die DZ Bank arbeitet an einer „Digitalverwahrplattform“ und hat eine Kryptoverwahrlizenz beantragt. Sie plant, ihren Privatkunden Direktinvestitionen in Kryptowährungen zu ermöglichen, was auf eine hohe Krypto-Bereitschaft hindeutet.
HAUCK AUFHÄUSER LAMPE
Durch die Einführung von Krypto-Fonds und die Übernahme des lizenzierten Kryptoverwahrers Kapilendo zeigt HAL eine deutliche Bereitschaft zur Integration von Krypto-Assets.
SUTOR BANK
Mit ihrer Krypto-Banking-Plattform, dem Angebot von justTRADE und weiteren Initiativen im Kryptobereich, zeigt die Sutor Bank großen Pioniergeist und eine hohe Bereitschaft zur Integration von Krypto-Assets.
DWPBANK
Die dwpbank entwickelt mit wpNex eine Plattform für den Handel und die Verwahrung digitaler Vermögenswerte und hat eine Kryptoverwahrlizenz beantragt, was auf eine hohe Krypto-Bereitschaft hindeutet.
V-BANK
Die V-Bank bereitet sich darauf vor, Krypto-Dienstleistungen für institutionelle Kunden anzubieten und hat eine Kryptoverwahrlizenz beantragt, was auf eine hohe Krypto-Bereitschaft hindeutet.
COMMERZBANK
Mit einer eigenen Lizenz für die Kryptoverwahrung zeigt die Commerzbank eine deutliche Bereitschaft zur Integration von Kryptowährungen, konkretere Projekte oder Ankündigungen sind bisher nicht bekannt.
SPARKASSEN/DEKA
Die Sparkassen und die DekaBank geben sich in ihrer Kommunikation nach außen verhalten, planen aber in die Kryptoverwahrung einzusteigen, was auf eine wachsende, aber noch moderate Krypto-Bereitschaft hinweist.
SOLARISBANK
Mit ihrer „Blockchain Factory“ und vielen Partnerschaften zeigt die Solarisbank eine fortgeschrittene Integration in den Kryptosektor.
BAADER BANK
Durch die Zusammenarbeit mit Wyden und unterstreicht die Baader Bank eine fortgeschrittene Krypto-Bereitschaft. Eine Selbstverwahrung oder tiefergehende Pläne zur Integration von digitalen Assets ist bisher nicht bekannt.
DONNER & REUSCHEL
Fazit: Donner & Reuschel plant ein umfassendes Angebot im Kryptobereich einschließlich der Tokenisierung von Assets, was auf eine hohe Krypto-Bereitschaft hinweist. Allerdings scheinen die Projekte im Vergleich zu anderen Banken noch weniger fortgeschritten.
LOKALBANKEN
Kleinere, lokal operierende Banken konzentrieren sich aktuell vor allem auf die Beratung zu Kryptowährungen wie Bitcoin und vermitteln an externe Anbieter wie die Börse Stuttgart. Sie bieten ihren Kunden Informationen und Unterstützung im Bereich Krypto an, ohne direkt in die Verwahrung oder den Handel von Kryptowährungen einzusteigen. Diese Strategie ermöglicht es ihnen, ihren Kunden einen Einstieg in die Welt der Kryptowährungen zu bieten und gleichzeitig die Risiken gering zu halten.