Alles was man über digitale Währungen wissen muss
Kryptogeld basiert als digitales Zahlungsmittel auf kryptographischen Werkzeugen wie Blockchains und digitalen Signaturen. Es ist dabei gar nicht so einfach, sich einen Überblick über die Welt der Kryptowährungen zu verschaffen. Rund 5000 Krypto-Zahlungsmittel aller Art sind bereits im Umlauf – von „IOTA“ als Internet-der-Dinge-Zahlungssystem ganz ohne Blockchain bis hin zum „Petro“ als dubioser staatlicher Pseudo-Kryptowährung Venezuelas.
Mehr als 1.300 Kryptowährungen werden inzwischen öffentlich gehandelt. Eine Liste der 100 wichtigsten finden Sie hier. Mittlerweile sind auch die Profi-Investoren im Bereich der digitalen Währungen aktiv. Selbst Facebook plant, mit einem Kryptogeld namens "Libra" die Finanzwelt umzukrempeln.
Doch auch die Banken haben ihre eigenen Pläne mit dem digitalem Geld: Die UBS treibt in Verbund mit anderen Großbanken die Idee einer eigenen Cybermünze voran, dem so genannten „Utility Settlement Coin“ (USC) als Kassensystem auf Blockchain-Basis. Es handelt sich um eine mit echtem Geld gesicherte Cyberwährung. Der Wert der digitalen Münze soll jeweils einer der folgenden fünf Währungen entsprechen, US-Dollar, Kanadischer Dollar, Euro, Yen und Britisches Pfund. Rund ein Dutzend Großbanken sind an der neuen Gesellschaft mit dem Namen „Fnality“ beteiligt.
Blockchain schützt Bitcoin vor Manipulationen
Der Bitcoin hat inzwischen bereits sein 10-jähriges Jubiläum. Im Jahr 2009 wurde mit dem Bitcoin die erste Kryptowährung öffentlich gehandelt. Das erklärte Ziel der Bitcoin-Blockchain war es, eine digitale, dezentrale und unabhängige Währung zu schaffen, die nicht von Banken und Regierungen gesteuert und reguliert werden kann.
Beim Bitcoin (BTC) als Pionier unter den Kryptowährungen handelt es sich um ein Peer-to-Peer-Netzwerk (P2P), das auf der Blockchain-Technologie basiert. Als „Erfinder“ gilt Satoshi Nakamoto, der das Kryptogeld unter dem Eindruck der globalen Finanzkrise entwickelte, Bei diesem Namen handelt es sich allerdings um ein Pseudonym. Bis heute ist nicht bekannt, welche Person oder Personengruppe sich sich hinter dem Pseudonym verbirgt. Vermutet wird, dass es sich um den verstorbenen Informatiker und Cyber-Sicherheitsexperten David Kleiman handelt.
Jede Bitcoin-Transaktion wird fein säuberlich in der Blockchain vermerkt. Somit lassen sich alle Vorgänge akribisch zurückverfolgen. Die Blockchain dient als Nachweis, welche Transaktionen tatsächlich ausgeführt wurden. Blöcke können jederzeit hinzugefügt, aber niemals gelöscht werden. Das Prinzip der Blockchain schützt die Kryptowährung vor Manipulationen.
Bemerkenswerte Rallye des Bitcoins
Seit dem ersten Handel hat der Bitcoin eine bemerkenswerte Rallye hingelegt. Im Januar 2017 knackt er erstmals die 1000-Dollar-Schwelle und in weniger als einem Jahr hatte sich der Kurs verachtfacht. Massive Schwankungen in beiden Richtungen sind nicht ungewöhnlich.
Derzeit (Stand: Ende Okt. 2019) steht der Bitcoin bei über 8.000 Dollar. Bei einer Marktkapitalisierung von rund 170 Milliarden Dollar erreicht der Bitcoin ein Handelsvolumen von mehr als 20 Milliarden Dollar am Tag.
Ethereum als Nr. 2 beim Kryptogeld
Ethereum ist mit knapp 20 Milliarden Dollar nach Bitcoin die Kryptowährung mit der zweitgrößten Marktkapitalisierung, bei einem Handelsvolumen von bis zu zehn Milliarden Dollar und beachtlichen 500.000 Transaktionen pro Tag. Ethereum nutzt die interne Kryptowährung Ether (ETH) als Zahlungsmittel für Transaktionen.
Im Vergleich zum Bitcoin ist über die Etherium-Gründer deutlich mehr bekannt. Vitalik Buterin, ein russisch-kanadischer Programmierer und sein Entwicklerteam wollten mit dem Ethereum die Schwächen der Bitcoin-Blockchain vermeiden.
Auch Ethereum ist eine echte Erfolgsstory und hat so manchen seiner Besitzer reich gemacht. Lange Zeit lag der Kurs nahe der 1-Dollar-Marke und schoss Anfang des Jahres 2016 blitzartig nach oben. Ein Ether entspricht derzeit (Stand: Ende Okt. 2019) etwas mehr als 160 Euro.
Ripple als „Bitcoin der Banken“
Immer mehr Freunde findet das Zahlungsnetzwerk Ripple mit der Digitalwährung XRP. Dieses erfreut sich gerade bei Banken großer Beliebtheit. Branchengrößen wie die Bank of America oder die Schweizer UBS nutzen das Zahlungsnetzwerk, da internationale Zahlungen über die Blockchain besonders schnell abgewickelt werden können.
Die Banken können dank des dezentrales Blockchain-Netzwerk für den globalen Zahlungsverkehr bei den Transaktionskosten sparen. Das Netzwerk von Ripple Labs unterstützt Währungen wie Dollar und Euro, aber auch Kryptowährungen wie den Bitcoin.
Der Ripple als „Bitcoin der Banken“ macht somit den internationalen Zahlungsverkehr effizienter und kostengünstiger, gerade wenn es um den schnellen und sicheren Austausch zwischen verschiedenen Währungsräumen geht. Die öffentlich einsehbare Datenbank mit Kontoständen und dokumentierten Transaktionen ist stark auf die Nutzung durch institutionelle Kunden ausgerichtet.
XRP, die Kryptowährung des Ripple-Netzwerks, hatte Anfang 2018 einen Höhenflug, der die Währung auf bis zu 2,3 Euro brachte. Mittlerweile hat sich der Kurs wieder nahezu bei den alten Ständen um die 0,25 Cent eingependelt. Mit mehr als 43 Milliarden Ripples ist eine recht hohe Geldmenge im Umlauf. Der Ripple hat aktuell (Stand: Ende Okt. 2019) eine Marktkapitalisierung von rund 12 Milliarden Dollar.
Bitcoin Cash – eine Abspaltung vom Bitcoin
Bitcoin Cash mit dem Kürzel BCH entstand August 2017 als Abspaltung von Bitcoin. Grund war eine Erhöhung der Blockgröße der Bitcoin-Blockchain von 1 MB auf 8 MB. Bitcoin Cash kann somit deutlich mehr Transaktionen in derselben Zeit abwickeln als der Standard-Bitcoin.
Die Bitcoin-Nutzer haben am 1. August 2017 automatisch eine bestimmte Menge an Bitcoin Cash erhalten, vergleichbar mit einer „Dividendenzahlung“ für alle Bitcoin-Halter.
Hinsichtlich der Marktkapitalisierung ist Bitcoin Cash derzeit die viertgrößte unter den Kryptowährungen. Bis zu vier Milliarden Dollar werden an durchschnittlichen Handelstagen an Bitcoin Cash umgesetzt. Die Akzeptanz von Bitcoin Cash bei den Händlern steigt kontinuierlich.
Dash und Litecoin
Nach den vier Krypto-Platzhirschen folgen etliche weitere digitale Währungen auf den weiteren Plätzen. Interessant sind beispielsweise Dash und Litecoin (LTC) als Open-Source-Kryptowährungen auf Peer-to-Peer-Basis.
Litecoin ist als frühe Abspaltung von Bitcoin ein echtes Urgestein der Kryptowelt und technisch beinahe identisch umgesetzt wie das Bitcoin-System.
DASH, auch als XCoin oder Darkcoin bezeichnet, legt den Schwerpunkt auf einen wirkungsvollen Datenschutz. Im Gegensatz zu vielen anderen Kryptos sind die Infos über die Transaktionen hier nicht öffentlich einsehbar. Die Transaktionsdaten werden mit denjenigen anderer Personen vermischt und somit verschleiert.
Monero
Sehr beliebt ist auch Monero (XMR). Diese gilt als eine aufstrebende Kryptowährung. Hier steht die Anonymität der Nutzer im Vordergrund und es ist im Gegensatz zum Bitcoin keine Nachverfolgung der Transaktionen möglich.
Daher ist Monero als Alternative zum Bitcoin gerade im Darknet sehr gefragt, damit beim Kauf und Verkauf dubioser und illegaler Waren die Transaktionen nicht zurückverfolgt werden können.
NEO, NEM und IOTA
Unter den Top 30 der Kryptowährungen finden sich außerdem NEO als Chinas Antwort auf Ethereum, New Economy Movement (NEM), welches Eigenschaften eines Zahlungssystems und eines Smart-Contract-Systems miteinander kombiniert und IOTA, eine Kryptowährung ganz ohne die klassische Blockchain.
IOTA stammt von einem Berliner Startup, welche mit einer neuen Technologie namens „Tangle“ vor allem im Bereich Internet-of-Things (IOT) punkten möchte.
Die Vorteile der Kryptowährungen
- Kryptowährungen gelten aufgrund der Verschlüsselung und der dezentralen Organisation als besonders sicher. Es gibt zudem keine direkten Verwaltungskosten oder Kontogebühren wie bei einer Bank.
- Die Transaktionen funktionieren in Echtzeit und die Unabhängigkeit gegenüber Banken, Regierungen oder lokalen Währungen ist weitgehend gewährleistet.
- Zudem ist Kryptogeld inflationssicher. Wohingegen Papiergeld beliebig vermehrt werden kann, ist beispielsweise die Anzahl von Bitcoins strikt begrenzt.
Nachteile und Risiken des Kryptogeldes
- Diesen Vorteilen stehen aber auch Nachteile und Risiken der Kryptowährungen gegenüber. Neben Hackerangriffen oder Manipulationsversuchen sind hier vor allem die massiven Kursschwankungen zu nennen.
- Kryptowährungen sind auch aufgrund des hohen Stromverbrauchs bei ihrer Erzeugung und Verbreitung in die Kritik geraten. Der Energiebedarf des Bitcoin-Systems beträgt mit etwa 67 Terawattstunden pro Jahr 0,3 Prozent des weltweiten Konsums. Dies ist mehr Strom, als beispielsweise die komplette Schweizer Volkswirtschaft benötigt.
Wo kann ich Bitcoins & Co kaufen?
Wer Bitcoins kaufen möchte, nutzt Dienste wie Coinbase oder Bitcoin.de. Anfänger sollten sich bei der Investition in das schwankungsanfällige Segment auf die etablierten Währungen wie Bitcoin oder Ethereum beschränken. Vom hohen Bitcoin-Kurs muss sich der Käufer nicht abschrecken lassen, da er auch mit kleinen Summen einsteigen kann.