20.09.2021
Was sind synthetische Aktien?
Ein synthetischer Vermögenswert ist im Wesentlichen eine tokenisierte Version eines beliebigen Vermögenswertes, dessen Wert abgebildet und nachgeahmt wird. Bei diesem Vermögenswert kann es sich um Aktien, Anleihen, Indizes, Rohstoffe oder sogar andere Währungen handeln. Mit synthetischen Wertpapieren können Einzelpersonen eine Position zum aktuellen Kurs des zugrunde liegenden Vermögenswert eingehen, ohne den Vermögenswert selbst besitzen zu müssen. Der synthetische Vermögenswert verfolgt dann den Preis des zugrunde liegenden Vermögenswerts. In den meisten Fällen werden die initialen Positionen mit Hilfe eines sogenannten Preisorakels eingegangen und ermöglichen Anleger:innen den freien Tausch und Handel, als sie den Vermögenswert selbst besitzen würden. Preisorakel bringen Informationen der Außenwelt in das abgeschottete System dezentraler Blockchains. Jene Informationen reichen von Preis-Feeds für Aktien über Versicherungs- bis hin zu Wetterdaten und werden vermehrt auch von etablierten Technologieunternehmen und sogar Börsen zur Verfügung gestellt. Im Falle der DeFiChain, auf deren Blockchain in Kürze der Handel mit tokenisierten Aktien möglich sein wird, liefert unter anderem die weltweit größte elektronische Börse wichtige Preis-Feeds und fungiert somit als wichtiges Orakel.
Um mit synthetischen Token überhaupt Handel betreiben zu können, müssen diese zuallererst einmal im dezentralen Ökosystem erschaffen werden. Hierfür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten –– die am häufigsten verwendete ist jedoch jene, bei der eine Überbesicherung des synthetischen Tokens durch Verwendung eines sogenannten Vaults oder Tresors gegeben sein muss, der mit unterschiedlichen Kryptowährungen “hinterlegt” wird. Innerhalb des DeFi-Ökosystems hinterlegen die Nutzer ihre Kryptowährungen als Sicherheit und erzeugen damit synthetische Token, die an den Preis des Vermögenswerts gebunden sind. Die Überbesicherung dient hierbei dem Schutz der Anleger. Der Wert der eigenen Kryptowährung schwankt und wird je nach dem Preis des zugrunde liegenden Vermögenswerts dem Vertrag hinzugefügt oder von ihm abgezogen.
Kryptowährungen werden aufgrund ihrer Zugänglichkeit geschätzt, da sie Kleinanleger:innen Möglichkeiten eröffnen, die früher nur institutionellen Anleger:innen vorbehalten waren: Sie können nun ein Engagement in einer Reihe von Finanzinstrumenten eingehen, ohne dass sie den eigentlichen Titel tatsächlich kaufen oder verkaufen müssen.
Durch die Tokenisierung können Anleger:innen auch einen Bruchteil von Vermögenswerten besitzen, wodurch hohe Anfangskapitalanforderungen umgangen werden. Charakteristisch für Synthetics ist der grenzüberschreitende Kauf und Verkauf des Basiswertes –– die Regulierungen des eigenen Rechtsgebietes sind somit obsolet.
Weltweite Liquidität: die Vorteile synthetischer Vermögenswerte gegenüber ihrem traditionellen Pendant
Die Vorteile synthetischer Derivate sind zahlreich und bestehen vor allem in der Zuhilfenahme er Blockchain. Das bedeutet, dass sie von jedem und überall unter Verwendung von Open-Source-Protokollen geprägt werden können. Diese synthetischen Vermögenswerte können auch an dezentralen Bösen (decentralized exchanges - DEXs) gehandelt werden, wodurch eine größere Liquidität und einfachere Zugänglichkeit erreicht werden. Im Vergleich zu ihrem herkömmlich gehandelten Pendant können Privatpersonen nun problemlos zwischen Vermögenswerten wie Aktien, Rohstoffen und vielen anderen wechseln, da sie die zugrunde liegenden Vermögenswerte nicht besitzen müssen.
Außerdem können DeFi-Projekte sowohl feste als auch unbefristete Terminkontrakte auf der Blockchain anbieten. Da Einzelpersonen die Möglichkeit haben, mit oder ohne festes Verfallsdatum auf Vermögenswerte long oder short zu gehen, ermöglicht dies eine größere Flexibilität im Vergleich zu traditionellen Derivaten.
Mehr als nur Aktien
Mit der Tokenisierung von Vermögenswerten wie Gold und Immobilien ebnen synthetische Vermögenswerte außerdem den Weg für ein effizienteres und faireres Finanzökosystem. Denn die Tokenisierung in DeFi hat ein immenses Potenzial und ihr Anwendungsfall geht weit über tokenisierte Aktien hinaus. Traditionell illiquide Vermögenswerte können nun leicht verkauft und in Bargeld umgewandelt werden. Die Möglichkeit, Vermögenswerte wie Immobilien, Unternehmensanteile oder sogar Gold und Silber auf einem unveränderlichen Ledger digital abzubilden, kann zu erheblichen Zeit- und Kosteneffizienzen führen, da Einzelpersonen nicht mehr auf Papiergeschäfte beschränkt sind. Insgesamt wird die Tokenisierung einer Vielzahl von Vermögenswerten und deren Online-Verfügbarkeit definitiv den Weg für ein integrativeres und effizienteres Finanzökosystem für Anleger ebnen.
Compliance an erster Stelle
Obwohl die Vorteile von tokenisierten Vermögenswerten auf der Hand liegen, müssen Projekte, die reale Vermögenswerte wie Aktien und Unternehmensanteile repräsentieren, unbedingt die geltenden Vorschriften einhalten. Da sich die regulatorische Landschaft in den verschiedenen Ländern unterscheiden, ist es für Krypto-Projekte unerlässlich, sich über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten, da jede Gesetzesänderung Auswirkungen auf die strategische Ausrichtung von Krypto-Firmen und deren Plänen haben wird.
In der Schweiz beispielsweise, haben die Regulierungsbehörden digitale Vermögenswerte und andere Innovationen mit offenen Armen empfangen, indem sie das Blockchain-Gesetz im Jahr 2020 verabschiedet haben. Tatsächlich besitzen Schweizer Banken wie die SEBA und die Sygnum Bank auch Lizenzen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) und bieten tokenisierte Wertpapiere an. Die Schweiz hat außerdem dieses Jahr den Handel mit tokenisierten Wertpapieren seitens der Regulierungsbehörden erlaubt.
Dies steht im krassen Gegensatz zu Ländern wie Italien, Litauen und Hongkong, die synthetische Wertpapiere ablehnen. Die meisten Projekte konnten in einer Grauzone operieren, bis die Regulierungsbehörden die Notierung und den Handel mit synthetischen Wertpapieren genauer unter die Lupe nahmen. Indem die Schweiz als eines der ersten Länder umfassende Vorschriften zur Regulierung des Bereichs der digitalen Vermögenswerte erlassen hat, wurde damit ein Standard gesetzt. Dieser könnte nicht nur mehr Klarheit bringen, sondern hoffentlich auch andere Länder dazu animieren, ihrem Beispiel zu folgen.
Da die Tokenisierung noch in den Kinderschuhen steckt, sollten Krypto-Projekte eine kollaborative Haltung einnehmen und offen und eng mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten, um erkannte Risiken zu testen und anzugehen. Die Schaffung der richtigen Vorschriften ist der erste Schritt zu einem Ansatz, der Innovationen fördern und unterstützen kann, anstatt sie zu behindern, und der sich gleichzeitig mit legitimen Bedrohungen durch Finanzkriminalität befasst. Meines Erachtens kann dieser progressive Ansatz die Voraussetzungen für die Schaffung eines integrativeren Finanzökosystems schaffen.
Über Julian Hosp:
Julian Hosp ist Experte für alle Themen rund um Krypto. Er ist Gründer und CEO von Cake DeFi, ein Unternehmen mit dem Krypto-Besitzer eine Investmentmöglichkeit für langfristigen Profit geschaffen hat. Der ehemalige Kitesurf-Profi und gelernter Chirurg hat es sich zum Ziel gesetzt die komplizierten Entwicklungen der Welt der Kryptowährungen einem Massenpublikum näher zu bringen. Zu den Gästen seines bekannten YouTube-Kanals zählen Größen wie Frank Thelen, Mark Cuban oder Michael Saylor. Hosp beobachtet die aktuellen Marktentwicklungen genau und hat mit seinem neuen Unternehmen Cake DeFi Krypto-Besitzer eine Investmentmöglichkeit für langfristigen Profit geschaffen.