Kryptowährungen als Zahlungsmittel

Gastbeitrag von Ralph Piater Frankenfeld, Vice President DACH des digitalen Payment-Experten Checkout.com

Kryptowährungen werden in der medialen Öffentlichkeit Deutschlands aktuell weitgehend im Zusammenhang mit ihrer hohen Volatilität und als Asset diskutiert. Dabei ist Krypto als Anlageoption nur eine Möglichkeit für den Einsatz des neuen Geldes. Längst werden Kryptowährungen auch als Zahlungsmittel genutzt – wenn auch zumeist von einer jüngeren Generation bzw. den typischen digitalaffinen „Early Adoptern“ aus diesen Altersgruppen.

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23.08.2022

Kryptowährungen und die Zugkraft von Early Adoptern im Zahlungsverkehr

Laut einer aktuellen Studie von Checkout.com kann es sich über ein Drittel der Deutschen vorstellen, mit digitaler Währung oder Kryptowährung zu bezahlen. - Quelle: Shutterstock.com

Eine umfangreiche Studie von Checkout.com befragte kürzlich über 3.000 E-Tailer und mehr als 30.000 Verbraucher zu genau diesem Thema – zu ihrer Einschätzung der Nutzbarkeit von Kryptowährungen im E-Commerce.* Es zeigt sich, dass insbesondere die Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen dem Kryptothema gegenüber sehr offen ist. So denken bereits 45 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe, dass Kryptogeld als Währung und nicht nur als Investitionsanlage verwendet werden sollten. Die Hälfte der Befragten gibt sogar an, Händlern, die Kryptowährungen als Zahlungsmittel anbieten, definitiv zu vertrauen.

Vertrauen und Trustlessness

Vertrauen ist ein existenzieller Faktor in Geldtransfer und insbesondere bei der Etablierung neuer Bezahlsysteme. Viele Krypto-Natives und Early Adopters bezeichnen die Blockchain-Technologie aufgrund ihrer Dezentralisierung als „trustless“ – ein Begriff, der irreführend sein kann. Denn hiermit ist letztlich gemeint, dass diese Technologie es gerade ermöglicht, dass Vertrauen eine untergeordnete Rolle im Zahlungsverkehr spielen kann – weil diese durch die dezentrale, von vielen genutzte Datenstruktur fälschungssichere Übertragung von Informationen – das Blockchain-Protokoll - sozusagen inhärent sicherstellt: Wenn Nutzer einen Wert digital von einem Konto auf ein anderes auf der Blockchain übertragen, vertrauen sie darauf, dass das zugrunde liegende Blockchain-System sowohl die Übertragung ermöglicht als auch die Authentizität des Absenders und die Gültigkeit der Währung gewährleistet. Mit wachsendem allgemeinem Verständnis für diese Technologie wird deshalb auch das Vertrauen in die Nutzbarkeit des neuen Geldes steigen.

Trotzdem sind die Angaben, die die befragten Verbraucher:innen im Rahmen der Studie machen, bisweilen nicht stringent. So gibt die Mehrheit aller Altersgruppen an, nicht genug über Kryptowährungen zu wissen. Während 58 Prozent der erfahrenen Kryptobesitzer:innen davon ausgehen, dass Blockchains Zahlungen sicherer machen, teilen nur 31 Prozent der befragten Gesamtbevölkerung teilen diese Einschätzung. Auch bei den befragten 18- bis 35-Jährigen geben die meisten an, nicht genug über die Sicherheit und den Nutzen von Blockchain-Technologien zu wissen,

Gaming- und Kreativbranche als Krypto-Treiber

Bei Entwicklungen im digitalen Raum lohnt sich fast immer ein Blick auf die Early Adopter. Beim Thema Krypto-Enthusiasmus finden sich diese in der Mehrheit – wie bei so vielem anderen auch – vor allem in der Gaming- und Kreativ-Branche. Immer mehr Menschen weltweit wollen ihr Geld durch unabhängige Online-Tätigkeiten als Autor:innen und Creators von Inhalten, als Gamer und als Gigworker:innen verdienen. Deshalb finden gerade auch in diesen digitalen Communities Token und NFTs eine weit verbreitete Anwendung, beispielsweise in Zusammenhang mit der Freigabe von (exklusiven) Inhalten und auch, um ein Gefühl von kommunaler Loyalität zu generieren. In der Kryptostudie sagen immerhin 46 Prozent der befragten Online-Creators, dass ihre Fans oder Zielgruppe sie in Form von Kryptozahlungen unterstützen. Die Gaming-Branche ist im Hinblick auf den Einsatz von Kryptowährungen eine der führenden Communities: 75 Prozent der im Rahmen der Studie befragten aktiven Online-Gamer besitzen bereits Kryptowährungen und 58 Prozent von ihnen geben an, dass sie ihre Waren und Dienstleistungen auch bevorzugt mit Kryptowährung bezahlen würden. Das überträgt sich auf eine andere Gruppe, die einen weitgehend offenen Zugang zur digitalen Welt hat: 40 Prozent der 18- bis 35-Jährigen weltweit würden gerne sofort – also noch in diesem Jahr 2022 - mit Kryptowährungen zahlen. In vielen Fällen sind hiermit allerdings gar nicht nur die direkten Wallet-to-Wallet-Transaktionen gemeint, sondern häufig auch „Überbrückungs“-Produkte, wie beispielsweise Kreditkarten. So arbeitet etwa Visa inzwischen mit 65 Krypto-Wallets zusammen. Transaktionen mit Kryptowährungen werden für die Abrechnung heute schon einfach in Fiatgeld umgewandelt. Darauf reagieren auch Online-Händler, indem 23 Prozent der in der Studie befragten Online-Unternehmen angeben, dass sie schon bis 2024 auch Krypto als Zahlungsmethode anbieten möchten. Sie können mit einem positiven Feedback seitens der Verbraucher:innen rechnen.

Stablecoins als Lösung für den E-Commerce

Insbesondere Stablecoins bieten sich für die Bezahlung im E-Commerce an, da sie mehrheitlich durch ihre Kopplung an Vermögenswerte wie Fiatwährungen oder durch Rohstoff-Anbindung eine hohe Stabilität aufweisen – auch wenn es neben Fiat-gebundenen Stablecoins natürlich auch noch Krypto-gestützte gibt. Um der hohen Volatilität etwas entgegenzusetzen, sind letztere dabei meist überbesichert, d.h. der Wert der Reserve-Kryptowährung übersteigt den Wert des jeweiligen Stablecoins. Auch wenn nicht alle Stablecoins an andere Vermögenswerte gebunden sind, weisen sie dennoch gegenüber regulären Kryptowährungen eine höhere Wertstabilität auf. So funktionieren z. B. algorithmische Stablecoins ähnlich wie Währungen, die von Zentralbanken kontrolliert bzw. ausgegeben werden. Die Preisstabilität algorithmischer Stablecoins wird dadurch gewährleistet, dass der Coin das zirkulierende Angebot der Währung aktiv ausgleicht. Das heißt ein Algorithmus mintet Coins, wenn der Preis steigt, und kauft auf, wenn der Preis fällt.

Die Popularität von Stablecoins lässt sich durch das Bedürfnis nach Sicherheit auf dem Kryptomarkt erklären. Eine Bezahlmöglichkeit mit Stablecoins, die einige Fintechs bereits großflächig anbieten, vereint die Vorteile der (relativen) Wertstabilität von Fiatgeld mit der Flexibilität von Krypto, da sich Zahlungen auch außerhalb regulärer Geschäftszeiten abwickeln lassen. Checkout.com ermöglicht solche Abwicklungen mit dem USDC Stable Coin durch eine kürzlich abgeschlossene Partnerschaft mit Fireblocks – weitere Payment-Dienstleister werden hier sicherlich über kurz oder lang folgen.

Sicherer, einfacher und schneller: Vorteile von Kryptozahlungen für E-Tailer

In unserer Studie werden Online-Händler, die auf die steigende Nachfrage von Kund:innen nach Zahlungsmöglichkeiten mit Kryptowährungen reagieren, auch auf die Auswirkungen hin befragt, die dieses Angebot für ihr Geschäft hat – die Antworten weisen auf positive Prognosen mit Blick auf eine künftige Etablierung von Cyber-Geld als Zahlungsmittel hin: 82 Prozent der befragten Unternehmen, deren Kunden während des Checkouts Kryptowährungen anwandten, gewannen Neukunden und neue demografische Segmente. Zudem geben 80 Prozent an, eine Abnahme der Rückbuchungen zu beobachten während sich der durchschnittliche Auftragswert sogar verdoppelt. Gerade in diesem Bereich können Krypto-Zahlungen natürlich ihren Sicherheitsvorteil ausspielen: Unabhängig vom Grad des Verständnisses der Verbraucher:innen für die Technologie hinter Kryptowährungen, sind Zahlvorgänge mit Kryptozahlungen einfach sicher, da die zugrundeliegende Blockchain sämtliche Transaktionen trackt und transparent nachvollziehbar macht, ohne dass eine zentrale Behörde erforderlich ist. Das unveränderliche, in Echtzeit gespeicherte Peer-to-Peer-Protokoll gewährleistet diese Sicherheit und den Schutz vor Manipulationen und Betrugsversuchen, mit denen Online-Händler im Internet häufig zu tun haben.

Weitere wichtige Aspekte bei digitalen Zahlungen mit Kryptogeld sind die Schnelligkeit, mit denen sich solche Transkationen durchführen lassen, sowie die im Vergleich geringen Transaktionsgebühren, die dabei anfallen. So gab dann auch eine große Mehrheit der in der Studie befragten CFOs (82 Prozent) an, dass sie Krypto-Zahlungen viel schneller verbuchen können. Durch die Blockchain-basierten sogenannten Smart Contracts, also Protokolle, die sich direkt im Code der Blockchain befinden, werden sichere und beschleunigte Vertragsabwicklungen gewährleistet. Die übliche zentrale Schnittstelle, die Zahlungen initialisieren muss, entfällt, was Krypto-Transfers schlank und kosteneffizient macht. Diesen Vorteil sehen auch fast 70 Prozent der von Checkout.com befragten Händler:innen: Sie gehen davon aus, dass gerade die Geschwindigkeit der Transaktionen im Kryptobereich das Potenzial hat, Geschäftsmodelle in Zukunft zu revolutionieren.

Eine Öffnung für Zahlungen via Kryptowährungen kann E-Commerce-Händlern neue Kundensegmente erschließen. So ist eine solche Zahlungsabwicklung aktuell häufig noch ein Alleinstellungsmerkmal und generiert gerade in der jungen digitalaffinen Generation entsprechende Aufmerksamkeit.

Grenzüberschreitende Zahlungen in Zukunft ganz einfach?

Ein sehr wichtiger Vorteil bei der Einführung digitaler Währungen im E-Commerce-Zahlungsverkehr ist zudem die Vereinfachung grenzüberschreitender Zahlungen. Kryptowährungen sind hier gegenüber anderen Zahlungsmitteln klar im Vorteil. Das zeigt sich auch in den Zahlen: 77 Prozent der in der Studie befragten Händler, die bereits Zahlungen in Kryptowährungen oder Stablecoins unterstützen, verzeichneten einen Zuwachs bei ihren internationalen Verkäufen.

Vor der allgemeinen Etablierung von Kryptogeld als Massenzahlungsmittel liegt sicherlich noch ein längerer Weg vor uns, und es müssen noch viele Regulierungsfragen gelöst werden. Aber das Kryptogeld ist da und wird auch nicht wieder verschwinden. Unsere Studie zeigt, dass die Offenheit und das Interesse daran auf Verbraucherseite nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland gerade bei den jüngeren Altersgruppen besteht und weiter zunimmt. Wir kennen noch nicht alle innovativen Nutzungsszenarien, die mit digitalem Geld möglich werden. Aber dass Kryptowährungen und die Blockchaintechnologie in letzter Konsequenz das Potenzial haben, unser gesamtes Zahlungssystem und unsere Kapitalmarktinfrastruktur eines (vielleicht nicht zu fernen) Tages zu revolutionieren, daran sollte niemand wirklich zweifeln.

Autor: Ralph Piater Frankenfeld

Ralph Piater Frankenfeld, Vice President DACH des digitalen Payment-Experten Checkout.com. - Quelle: Checkout.com

Über den Autor: Ralph Piater-Frankenfeld ist VP Sales und Country Manager DACH beim globalen Zahlungsdienstleister Checkout.com. Als ausgewiesener Experte für den Online-Zahlungssektor war er davor in führenden Positionen u.a. bei Paypal und der SOFORT GmbH tätig und war zudem Co-Gründer eines Schweizer Crypto Start-ups.

*Über die Studienmethodik

Die Checkout.com-Studie „Entmystifizierung von Krypto“ basiert auf einer unabhängigen Umfrage unter 30.000 Verbraucher:innen und 3.000 Händlern in den USA, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), dem Königreich Saudi-Arabien (KSA), Hongkong (HK), Singapur und Australien. Die Umfrage wurde zwischen dem 2. Februar und dem 1. März 2022 über die Marktforschungsplattform Qualtrics durchgeführt.

Die Mehrheit der Teilnehmer:innen hat bisher noch keine digitalen Vermögenswerte gehalten, aber 40 Prozent planen, dies im Jahr 2022 zu tun. Ein Viertel der Teilnehmer:innen bezeichnet sich als begeisterte Gamer und ein Prozent als professionelle Gamer. Die Umfrage wurde online durchgeführt und ist daher stark auf eine Bevölkerung mit Internetzugang ausgerichtet. 86 Prozent der Befragten besitzen ein Smartphone. Die Verbraucherdaten wurden als Statistiken pro Gesamtbevölkerung in jedem untersuchten Land dargestellt. Bei den befragten Unternehmen handelt es sich um Digital-First-Plattformen und -Marktplätze, SaaS, Gaming und Unterhaltung, FinTech und E-Commerce-Händler. Zu den befragten Berufsgruppen gehören CEOs, CFOs, COOs, Group Treasurer, Leiter:innen des E-Commerce, Leiter:innen des Zahlungsverkehrs und andere Finanzverantwortliche.

**Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich die genannten Zahlen auf die befragten Teilnehmer:innen der Studie weltweit.

 

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