Wenn Investments sich religiösen Vorschriften beugen
Quelle: Screenshot Insha
„Die erste Digitalbank, die deine Werte lebt." – damit wirbt das Fintech Insha auf seiner Website. Klingt ungewöhnlich für eine Smartphone-Bank. Noch ungewöhnlicher sind die nicht vorhandenen Zinsen, sowie das Verbot in Alkohol zu investieren. Spätestens jetzt dürfte klar sein: Insha ist keine 0815 Bank.
„Insha läuft nach den Regeln des Islamic Banking", erklärt Melikşah Utku, Chef der Albaraka Türk, die das Projekt verantwortet. Insha gilt als eines der ersten Fintechs in Deutschland, wo das Geld der Kunden nach den Regeln des Islams verwaltet wird. Die Regeln sind streng: Zinsen dürfen nicht genommen werden, Investitionen in Alkohol, Tabak, Waffen oder Glücksspiel sind tabu. Auch der Handel mit Aktien ist nicht gerne gesehen. Dieser gilt als Spekulation. Werden die Verbote missachtet, droht die Kündigung des Kontos.
Religiös und doch modern – so sieht sich Insha
Quelle: Insha
Insha kooperiert hierzulande mit der Solarisbank, die eine Vollbanklizenz besitzt. Damit umschifft Insha rechtliche oder technische Probleme mit der Finanzaufsicht. Das Fintech braucht dank der Kooperation keine eigene Lizenz, muss sich aber trotzdem an alle europäischen Bankregeln halten.
Das Insha-Konto kommt mit einer Debitcard daher. Zu den weiteren Diensten gehört auch eine Suchfunktion für den Standort der nächsten Moschee oder des nächsten Restaurants mit Halal-Gerichten. Darüber hinaus berechnet die App den Zakat, eine verpflichtende Spende für Muslime.
"Solche Funktionen gepaart mit dem Fakt, dass eine etablierte, türkische Bank mit einer deutschen Bankingplattform kooperiert – das ist schon jetzt moderner als das, was die meisten deutschen Banken machen", sagt Marko Wenthin, Co-Gründer der Solarisbank.
Kundschaft gibt es in Europa genug
Quelle: Screenshot Insha
Da es keine einheitliche Regelungen zum Islam gibt, besitzt jedes Geldhaus einen Ethikrat, der in der Regel in Form von Sharia Boards auftritt. Dieser Rat überwacht die Geschäfte, darunter auch sogenannte Beteiligungsgeschäfte, die nötig sind, um Gewinne zu erzielen. Diese Geschäfte funktionieren wie folgt: Wenn ein Kunde ein Haus finanzieren will, kaufen die Bank und der Kunde das Haus zusammen. Die Bank legt einen Finanzierungsaufschlag obendrauf. Der Kunde zahlt dann die Beteiligungen von der Bank Rate für Rate zurück. Am Ende gehört dem Kunden das Haus alleine.
Das Geschäftsmodell dürfte sich lohnen. In Europa leben immerhin 20 Millionen Muslime. Die potentielle Kundschaft ist also groß, die Konkurrenz hingegen bisher klein. Dennoch: Insha will eine Bank für alle sein. Ethische und nachhaltige Investments scheinen wichtiger als die Religionszugehörigkeit. Auch Nicht-Muslime dürfen also ein Konto eröffnen und führen – unter Einhaltung der Regeln natürlich.
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