Finfluencer helfen den Deutschen mit ihren Finanzen auf die Sprünge

Alexander Frolov, CEO von HypeAuditor, geht der Frage nach welche Rolle Finfluencer in Deutschland haben

Während der Pandemie waren die Deutschen dazu gezwungen, mehr Zeit zuhause zu verbringen – und diese haben sie vermehrt in ihre eigenen Finanzen investiert, wie eine Analyse von HypeAuditor nahelegt. Dabei dienen vor allem soziale Medien wie Instagram als Quelle für leichtverständliche Inhalte und helfen den Nutzer:innen so dabei, sich über Aktien und Sparpläne, aber auch über aktuelle Hype-Themen wie Bitcoin zu informieren. Alexander Frolov, CEO und Mitgründer von HypeAuditor, erklärt, welche Rolle Finfluencer in Deutschland wirklich spielen.

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21.03.2022

Pandemie lässt Finfluencer-Accounts boomen

Finanz-Influencer, kurz Finfluencer, haben vor allem während der Pandemie die sozialen Medien für sich entdeckt. - Quelle: Shutterstock.com

Um die Entwicklungen im Influencer Marketing abbilden zu können, führt HypeAuditor, eine KI-basierte Plattform für transparentes und betrugsfreies Influencer Marketing, jedes Jahr eine umfangreiche Analyse durch und hält die Ergebnisse in seinem „State of Influencer Marketing“-Report fest. Das Erstaunliche: Im vergangenen Jahr waren es nicht etwa die Beauty- oder Fitness-Influencer, die in Deutschland das größte Wachstum verzeichnen konnten. Stattdessen landeten Beiträge aus dem Themenbereich „Wirtschaft und Finanzen“ auf Platz eins der am schnellsten wachsenden Instagram-Kategorien. Die Zeit, die die Deutschen während der Pandemie zuhause verbringen mussten, scheinen sie also verstärkt in ihre finanzielle Bildung investiert zu haben. Vor allem Nutzer:innen in der Altersgruppe zwischen 25 und 34 Jahren haben besonders gerne auf die leicht konsumierbaren Inhalte zurückgriffen, um sich über Sparpläne oder Trendthemen wie NFTs und Bitcoin zu informieren.

Der Instagram-Account mit den meisten Followern wird von Moneycoach und Buchautor Bodo Schäfer betrieben. Seine Posts und Storys verfolgen aktuell rund 372.000 Menschen. Mit seinen Beiträgen hat er es sich zum Ziel gesetzt, ihnen zur finanziellen Freiheit zu verhelfen, wobei er nicht nur Ratschläge in puncto Investitionen gibt, sondern sich vor allem auf das richtige Mindset fokussiert. Was das Wachstum betrifft, hat allerdings der Account von Bitcoin2go.de die Nase vorn: Im vergangenen Jahr konnte der 33-jährige Finfluencer Mirco, der das Konto auf Instagram betreibt, mit seinen Beiträgen ein sattes Wachstum von 540 Prozent verzeichnen. Zwar sind diejenigen, die sich auf Instagram für Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzthemen interessieren, noch immer zu knapp zwei Dritteln männlich, doch die weiblichen Userinnen holen auf: Finfluencer wie Finanzheldinnen, Madame Money Penny oder Fortunalista, die sich speziell an Frauen richten, sind 2021 ebenfalls stark gewachsen. Der Account von Finanzheldinnen, bei dem es um eine Initiative von Mitarbeiter:innen der Commerzbank handelt, konnte seine Followerzahl sogar mehr als verdoppeln.

Bei Banken ist noch viel Luft nach oben

Fakt ist: Kaum eine andere Branche entwickelt sich so rasant wie die des Influencer Marketings. Wir gehen sogar davon aus, dass der Influencer-Markt auf Instagram bis 2025 auf 22,2 Milliarden US-Dollar anwachsen wird. Kein Wunder also, dass auch Banken und Zahlungsdienstleister die noch relativ junge Marketing-Disziplin längst für sich entdeckt haben. Allerdings ist nicht jedes Budget, das hier in Influencer-Kooperationen investiert wird, wirklich gut angelegt: Eine HypeAuditor-Analyse zeigt zwar, dass sowohl die Sparkasse als auch die Deutsche Bank im vergangenen Jahr 1,9 Millionen Menschen mit gesponsorten Kampagnen erreichen konnten. Allerdings hat die Sparkasse Schätzungen zufolge bis zu 77.500 Euro investieren müssen, um das zu erreichen. Im Gegensatz dazu kamen bei seinem Konkurrenten maximal 57.300 Euro zum Einsatz. Was die Zahl der Likes und Kommentare betrifft, liegen beide Banken etwa gleichauf und lassen sowohl Commerzbank und Postbank als auch Newcomer N26 weit hinter sich zurück. Aber: Nicht nur die absolute Zahl der erreichten Menschen spielt eine Rolle. Um den Erfolg einer Influencer-Kampagne bewerten zu können, ist vor allem die Qualität der Zielgruppe entscheidend – und hier hat die Sparkasse wieder eindeutig die Nase vorn. Während die Deutsche Bank nur etwa 8,1 Millionen qualitativ hochwertiger Nutzer:innen erreichen konnte, liegt die Zahl hier bei 9,2 Millionen.

Die Qualität der Zielgruppe gibt an, bei wie vielen Accounts es sich wahrscheinlich um echte Menschen handelt – im Influencer Marketing eine wichtige Größe, schließlich ist es unwahrscheinlich, dass Bots oder gekaufte Follower sich für ein Girokonto oder eine andere Finanzdienstleistung interessieren werden. Zwar ist die Anzahl der Betrugsversuche auf Instagram in den letzten Jahren leicht zurückgegangen, doch das Problem und die damit verbundenen Risiken sind noch immer allgegenwärtig. Um mehr Geld für gesponserte Beiträge verlangen zu können, kaufen einige Influencer Abonnenten hinzu – denn je größer ihre Followerschaft, desto höher sind auch die Preise für einen bezahlten Post. Leider können 1.000 gefälschte Follower schon für rund einen US-Dollar hinzugekauft werden, was die Frage nach der Authentizität zu einem echten Problem werden lässt. Unseren Schätzungen zufolge verlieren Unternehmen, die in Influencer-Kooperationen investieren, aufgrund von Betrugsmaschen wie dieser sogar rund 700 Millionen US-Dollar pro Jahr.

Der Trend geht weiter steil nach oben

Trotz der Risiken sind Influencer auch aus dem Finanzwesen nicht mehr wegzudenken – vor allem nicht, nachdem das vergangene Jahr gezeigt hat, wie groß der Bedarf an leicht verständlichen Informationen ist. Deshalb wird auch in Zukunft die Zahl der Finfluencer weiter ansteigen, wobei Banken und Finanzdienstleister vermehrt in eigene Content Creators und langfristige Kooperationen investieren werden. Es ist sogar nicht unwahrscheinlich, dass gemeinsam mit ihnen neue Finanzprodukte herausgebracht und vermarktet werden – allerdings wird dies gerade im Bereich der Kryptowährungen zu vermehrten Betrugsversuchen führen. Die Nutzer:innen hiervor zu schützen, ist essenziell. Dafür müssen Unternehmen einerseits ganz genau prüfen, mit wem sie zusammenarbeiten wollen. Andererseits ist aber auch die Einführung gesetzlicher Regelungen äußerst wichtig. Denn genau an diesen fehlt es im Influencer Marketing noch zu häufig.

Über Alexander Frolov:

Alexander Frolov, CEO und Mitgründer von HypeAuditor. - Quelle: HypeAuditor

Alexander Frolov ist CEO und Mitgründer von HypeAuditor, der KI- Plattform für faires und effektives Influencer Marketing. Er hat sich zum Ziel gesetzt, mehr Transparenz in der noch relativ jungen Marketing-Disziplin zu schaffen, um so Marken dabei helfen zu können, die besten Influencer für ihre Kampagnen auszuwählen. Zuvor war er über zehn Jahre für Fotostrana.ru, einer der beliebtesten Social-Entertainment-Plattformen Russlands, tätig, zuletzt ebenfalls als CEO.

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