Biometrischer Markt wächst rasant
Der Markt für Biometrie hat einen Schub verpasst bekommen – ausgerechnet von der Covid19-Pandemie. In Zeiten von Corona wollen Kunden in Geschäften möglichst schnell und kontaktlos bezahlen. Sicher soll es natürlich auch noch sein. Kontaktloses Bezahlen via NFC hat sich mittlerweile etabliert. Der nächste Schritt wird in Richtung Biometrie gehen.
Allein der Markt für biometrische Gesichtserkennung wird bis 2021 von 3,8 Milliarden US-Dollar auf 4,5 Milliarden US-Dollar wachsen. Seit Beginn der Corona-Pandemie sind digitale Geldbörsen mit biometrischen Daten und QR-Codes immer beliebter geworden. Laut einer Marktprognose wird der Markt von 2020 bis 2030 um 21,4 Prozent ansteigen.
Der Fingerdruck als sicheres Alleinstellungsmerkmal
Es scheint also der perfekte Zeitpunkt, um die biometrische Identifikation voranzutreiben. Bereits jetzt tritt das Verfahren bei Bankkarten auf, wo man anstatt einer PIN zur Identifikation seinen Fingerabdruck scannt oder einen Satz zur Spracherkennung aufsagt. Somit ist eine zweifelsfreie Identifikation einer Person möglich.
Das bringt nicht nur den Vorteil mit sich, dass der Bezahlvorgang schneller von statten geht, sondern auch sicherer wird. Der eigene Fingerabdruck wird nur auf der Geldkarte gespeichert. So wird sichergestellt, dass die Daten des Kartenbesitzers geschützt bleiben.
Ein weiterer Vorteil sind höhere Zahlungslimits. Bei kontaktlosem Bezahlen via NFC liegt das Limit derzeit bei 50 Euro. Alles, was darüber hinausgeht, muss mit einer PIN oder einer Unterschrift verifiziert werden. Bei biometrischen Verfahren kann das Limit deutlich erhöht werden, da ein Fingerabdruck oder eine Stimme nun einmal nicht geklaut und nachgeahmt werden kann.
Die Gefahr von Kundenmanipulation
Es gibt aber auch Bedenken. Immerhin handelt es sich bei Fingerbadruck, Iris und Co. um sehr persönliche Daten. Sie sind Teil unseres Körpers, ein Teil von uns – und sie sind einmalig und damit besonders schützenswert. Je mehr personenbezogene Daten direkt mit einem Bezahlvorgang verknüpft sind, desto höher ist das Risiko der missbräuchlichen Datensammlung. So lassen sich Einkäufe leicht nachverfolgen und das künftige Kaufverhalten von Personen überwachen, vorhersagen und damit auch manipulieren.
Da wundert es nicht, dass in der Global Contactless Biometrics Technology Market Size Studie 30 Prozent der Deutschen und 23 Prozent der Europäer insgesamt sich unwohl fühlen im Hinblick auf biometrische Identifikationsverfahren beim Bezahlvorgang. Kurzum: Je mehr wir von unserem Körper öffentlich machen, desto angreifbarer machen wir uns auch.
Amazon, Visa und Co.: Hier findet Biometrie bereits Anwendung
Dennoch wird sich biometrisches Bezahlen früher oder später durchsetzen. Bereits jetzt gibt es zahlreiche Projekte. Kunden der französischen Bank BNP Paribas können bereits mittels Fingerabdruck kontaktlos bezahlen. Dafür steht eine Visa-Karte zur Verfügung, auf der Fingerabdruckinformationen gespeichert werden können.
Visa wiederum hat mit der Mountain America Credit Union und der Bank of Cyprus ein Pilotprojekt für eine neue biometrische Zahlungskarte gestartet. So kann man Zahlungen neben der üblichen PIN oder Unterschrift per Fingerabdruckerkennung authentifizieren.
Der Versandriese Amazon hat den Bezahldienst „One“ eingeführt. Hierbei werden Zahlungen über einen Handflächenleser verifiziert. Bisher gibt es „Amazon One“ nur in zwei „Amazon Go“-Stores in Seattle. Amazon will das Verfahren künftig aber auch für andere alltägliche Dinge einsetzen, wie die Nutzung von Treueprogrammen, den Eintritt in Event-Locations oder Stadien sowie das Einchecken in der Arbeit.
Kurzum: Biometrisches Bezahlen ist attraktiv – und Geschäfte, die dieses Verfahren anbieten, werden aufgrund schnellerer und sicherer Abläufe einen gewissen Vorteil gegenüber anderen Geschäften haben. Dennoch bleibt bei einigen Verbrauchern die Furcht vor dem Vordringen in die Privatsphäre.