25.06.2021
Herr Grieß, Sie sind seit 1. September 2018 CEO von Barclaycard Deutschland. Zuvor waren Sie für das Unternehmen als Chief Commercial & Marketing Officer tätig. Was stand bei Ihrer neuen Rolle für Sie im Fokus?
Mein Ziel war und ist es, unser Unternehmen mittelfristig unter den drei größten Direktbanken in Deutschland zu etablieren. Diese Vision verfolgen wir nachhaltig und haben dafür vieles auf den Weg gebracht. Operativ lagen darüber hinaus noch andere Themen auf dem Tisch. Zum einen haben wir uns als Tochter eines britischen Mutterkonzerns strukturell auf den Brexit vorbereitet. Zum anderen stand die Weiterentwicklung unserer IT-Infrastruktur auf der Tagesordnung mit dem Ziel, die Digitalisierung stringent voranzutreiben. Nicht zuletzt haben unsere Teams mit vielen neuen Ideen für die Erweiterung unserer Produkt- und Servicepalette gesorgt und damit die Transformation vom Kreditkartenanbieter zum umfassenden Bezahl- und Finanzdienstleister manifestiert.
Was waren für Sie die wichtigsten Meilensteine bei Barclaycard Deutschland in den letzten zwei Jahren?
Einer der wichtigsten Schritte war ohne Frage die Ausrichtung unseres Produktportfolios auf die Themen „Sofortkaufen – Späterzahlen“. Bei unserem Markteintritt vor 30 Jahren war es noch genug, eine Kreditkarte als einfache und bequeme Art des Bezahlens anzubieten. Barclaycard war und ist damit sehr erfolgreich, aber die Bedürfnisse haben sich weiterentwickelt. Die Konsumentinnen und Konsumenten wünschen sich mittlerweile einen verlässlichen Partner, der ihnen in allen Fragen des Bezahlens und Finanzierens zur Seite steht. Und genau dieser Partner sind wir heute. Mit unseren Kreditkartenfunktionalitäten, der einzigartigen Ratenkauf-Funktion, den mobilen Bezahlmöglichkeiten über Apple und Google Pay und unseren klassischen Ratenkrediten haben wir ein vollumfängliches Angebot geschaffen, das es so nur bei uns gibt. Die Ausweitung dieses Geschäftsmodells auf den Bereich Absatzfinanzierung war dann der nächste logische Schritt. Dafür hätten wir uns keinen besseren Partner als Amazon wünschen können.
Barclaycard hat die „Sofortkaufen & Späterzahlen-Karte im Herbst letzten Jahres eingeführt. Was kann sie, was andere nicht können?
Wir haben die Kreditkarte zu einem hybriden Alleskönner weiterentwickelt und sie damit neu erfunden. Mit ihr kann man zum einen alles sofort kaufen, also überall bezahlen und Bargeld abheben. Oder auch später zahlen und die getätigten Umsätze ganz einfach selbst zu Raten machen. Darüber hinaus bietet kein anderer Wettbewerber eine solche Vielzahl an Rückzahlungsmöglichkeiten an. Unsere Kundinnen und Kunden können sich bis zu acht Wochen lang frei entscheiden, wie sie zurückbezahlen möchten: Alles auf einmal, in flexiblen Teilbeträgen oder festen Raten – und das sogar schon ab 0 Prozent Zinsen bei einer Laufzeit von drei Monaten. Und gesteuert wird das alles ganz simpel über die App, die dem Kunden in Echtzeit maximale Transparenz bietet.
Wie viele Kunden hat Barclaycard derzeit in Deutschland? Wie viele Kunden möchte man Ende des Jahres haben?
Wir bedienen derzeit etwa 1,5 Millionen Kundinnen und Kunden in Deutschland – Tendenz weiter steigend.
Welche Rolle wird in Zukunft der „Buy now, Pay later” Markt im Payment-Geschäft in Deutschland spielen?
Der Trend ist eindeutig: Die deutschen Konsumentinnen und Konsumenten tendieren immer mehr zum Kauf auf Raten. Und das am besten in Echtzeit am sogenannten Point of Sale – also beim Bezahlen an der Ladentheke oder online. Dieser verstärkte Wunsch nach unkompliziertem Finanzieren ist der Grund, warum Kredite im stationären Handel oder auch Ratenzahlungs-Optionen beim Check-out in Onlineshops boomen und die Bereiche „Bezahlen“ und „Finanzieren“ immer mehr miteinander verschmelzen. Auf diesen fahrenden Zug wollen jetzt viele aufspringen. Insbesondere der Handel ist mehr und mehr daran interessiert, seinen Kundinnen und Kunden attraktive - und vor allem unkomplizierte – Finanzierungsmöglichkeiten bieten zu können. Sei es über Mitbewerber wie Klarna, PayPal, etc. oder eben durch uns. „Buy now, pay later“ wird in Zukunft also auch in Deutschland eine immer größere Bedeutung zukommen, weil es stark nachgefragt wird.
Auch für die großen Internet-Giganten Google und Apple wird der Payment-Markt immer wichtiger. Beide Anbieter konnten bereits Millionen Verbraucher für Ihre Payment-Lösungen gewinnen. Welche Relevanz hat die Zusammenarbeit mit diesen Anbietern für Barclaycard?
Apple Pay und Google Pay sind hervorragende mobile Bezahllösungen und ein perfekter Fit für uns, denn sie ermöglichen eine einfachere und intuitivere Nutzung von Kreditkarten im Alltag.
Wird man in Zukunft auch Kooperationen mit asiatischen Playern wie Alipay eingehen?
Relevanz hat eine Kooperation für uns immer dann, wenn sie unseren Kundinnen und Kunden einen signifikanten Mehrwert bietet. Wenn das der Fall ist, sind wir für Partnerschaften offen.
Sustainable Banking & Sustainable Finance spielen heute eine bedeutende Rolle. Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für Barclaycard? Welche konkreten Maßnahmen wurden bisher umgesetzt und was ist für die Zukunft geplant?
Unser Mutterkonzern hat sich diesbezüglich ambitionierte Ziele gesetzt. Diese Bemühungen ergänzt Barclaycard in Deutschland durch zahlreiche eigene Initiativen. Wir engagieren uns tatkräftig mit unseren Mitarbeitern hier vor Ort und haben dabei vor allem die Umwelt im Blick. So sorgen wir zum Beispiel gemeinsam mit der Loki Schmidt Stiftung für den Erhalt der Elbtalauen. In den vergangenen Jahren haben unsere Kolleginnen und Kollegen dort über 15.000 Bäume gepflanzt. Zusätzlich haben wir gemeinsam mit weiteren Partnern den „Fame Forest“ in Norden von Hamburg ins Leben gerufen. Für jeden Star, der in der Barclaycard Arena auftritt, pflanzen wir dort Bäume.
Seit Januar 2021 ist bei Online-Zahlungen mit Kreditkarte eine neue Regelung in Kraft. Sie sieht vor, dass künftig zwei von drei Sicherheitsfaktoren erfüllt sein müssen. Viele Kunden klagen jedoch darüber, dass es früher deutlich einfacher war, im Internet mit Kreditkarte zu zahlen? Wie waren die bisherigen Erfahrungen von Barclaycard in den ersten Monaten 2021?
Viele unserer Kundinnen und Kunden wussten die zusätzliche Sicherheit, die ihnen die starke Authentifizierung bietet, von Anfang an zu schätzen. Außerdem profitieren wir als Direktbank davon, dass sie über eine vergleichsweise hohe digitale Kompetenz verfügen. Insofern haben wir diesbezüglich keine schlechten Erfahrungen gemacht. Sicherlich mag es für den einen oder anderen eine zusätzliche Hürde sein, aber in der Summe überwiegt der positive Sicherheitsaspekt.
Im Juni 2021 haben Sie offiziell erklärt, dass Barclaycard in Barclays umbenannt wird. Was sind die Gründe für die Umbenennung des Unternehmens? Ab wann wird man in Deutschland den neuen Namen Barclays verwenden? Werden auch die einzelnen Produkte von dieser Maßnahme betroffen sein?
Wir waren immer schon Teil des Barclays-Konzerns. Barclaycard hatte sich – als eigener Geschäftsbereich – mit seinem Markteintritt vor 30 Jahren auf das Kreditkartengeschäft fokussiert. Dazu passte auch der Name. Das hat sich mittlerweile geändert. Wir sind heute mehr als eine Karte. Die Marke „Barclays“, die wir im Herbst im deutschen Markt einführen werden, unterstreicht unsere Weiterentwicklung. Sie reflektiert auch die größere Bedeutung, die uns mittlerweile im Konzerngefüge zukommt. Der geplante Namenswechsel betrifft alle Touchpoints, Produkte und Leistungen. So wird etwa die Barclaycard Visa zur Barclays Visa und der Barclaycard Ratenkredit zum Barclays Ratenkredit.
Herr Grieß, wir danken Ihnen für das Gespräch.